Im Zeitraum 1. Mai 2022 bis 30. April 2023 sind in Deutschland insgesamt 184 Wolfsrudel nachgewiesen worden. Hinzu kommen 47 Wolfspaare und 22 sesshafte Einzelwölfe. (c) chphotography86 - fotolia.com
Diese amtlich bestätigten Zahlen haben am Dienstag (10.10.) das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) in Abstimmung mit den Ländern veröffentlicht. Sie beruht auf den Erhebungen der einzelnen Bundesländer, für die mehrere zehntausend Hin- und Nachweise ausgewertet wurden.
Im vorhergehenden Monitoringjahr 2021/22 waren es 162 Rudel, 58 Paare und 25 Einzelwölfe gewesen. Das Wolfsvorkommen konzentrierte sich im Monitoringjahr 2022/23 laut BfN wie in den Vorjahren auf das Gebiet von Sachsen in nordwestlicher Richtung über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen.
Die meisten Wolfsrudel, nämlich 52, lebten in Brandenburg, gefolgt von Niedersachsen mit 39 und Sachsen mit 38 Rudeln. Auch in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen wurden Wolfsterritorien nachgewiesen. Dem Bundesamt zufolge zeigen die Daten in den beiden vergangenen Monitoringjahren einen geringeren Anstieg der Anzahl an Territorien als in den Jahren zuvor.
159 tote Wölfe gefunden
Im Rahmen des Monitorings wurden 2022/23 in den bestätigten Wolfsterritorien insgesamt 1.339 Wolfsindividuen nachgewiesen, darunter 439 adulte Wölfe, 83 Wölfe im zweiten Lebensjahr sowie 634 Wölfe im ersten Lebensjahr. Teilweise war nicht eindeutig zu ermitteln, wie die Tiere zuzuordnen sind. Insgesamt 159 Tiere wurden 2022/23 tot aufgefunden, wobei 125 Tiere durch Verkehrsunfälle starben.
Bei 15 Wölfen war die Todesursache natürlichen Ursprungs, und elf Wölfe wurden illegal getötet. Nicht zu ermitteln war die Todesursache bei vier Wölfen. Zudem wurden zwei Wölfe im Rahmen von Managementmaßnahmen entnommen; zwei Wölfe werden noch auf die Todesursache hin untersucht.
52 Rudel in Brandenburg
In Brandenburg wurden nach Angaben des dortigen Landwirtschaftsministeriums im Wolfsjahr 2022/23 insgesamt 52 Rudel und zehn Paare bestätigt, in denen mindestens 190 Welpen zur Welt kamen. Territoriale Einzeltiere wurden nicht festgestellt. Die Anzahl der tot aufgefundenen Wölfe lag dem Ministerium zufolge bei 53; davon kamen 38 in Folge von Verkehrsunfällen um, während acht Tiere an sonstigen Ursachen starben. Zudem wurde die illegale Tötung von vier Wölfen festgestellt.
Drei Wölfe wurden im Rahmen der Wolfsverordnung getötet; zwei davon wurden zur Abwendung von Übergriffen auf Weidetiere entnommen. Bei dem anderen Fall handelte es sich um die Nottötung eines schwer verletzten Wolfes. Bei einem Tier konnte die Todesursache nicht mehr ermittelt werden.
NABU: Kein übermäßiges Wachstum
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) erklärte mit Blick auf die aktuellen bundesweiten Zahlen, dass von einem übermäßigen oder gar exponentiellen Wachstum des Wolfsbestandes in Deutschland keine Rede sein könne. Die Wachstumskurve flache seit Jahren ab. Es sei zu erwarten, dass auch in den nächsten Jahren weitere Territorien entstehen würden, da es in Deutschland noch unbesetzte, aber für Wölfe geeignete Lebensräume gebe.
Der NABU forderte vor allem die Bundesländer mit neuer Wolfsanwesenheit auf, sich frühzeitig um die Etablierung des Herdenschutzes und eines Fördersystems der Weidetierhaltung zu kümmern. Erst damit zu beginnen, wenn es erste Risse an ungeschützten Weidetieren gebe, sei zu spät. Weidetierhalter benötigten Vorlaufzeit, um den Herdenschutz in die Betriebsroutine aufzunehmen, so der NABU.
Die Antragstellung für Herdenschutz sollte zudem entbürokratisiert werden. Es könne nicht sein, dass der Schutz der Weidetiere an unnötig komplexen und langwierigen Förderprozessen scheitere.