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29.11.2009 | 09:40 | Dezemberwetter  

Dezember - ein Licht in Dunkelheit und Kälte

Hamburg - Der Dezember ist kein Monat für Feiglinge:

Dezember - ein Licht in Dunkelheit und Kälte
Die Kälte ist noch frostiger, die Stürme sind noch wilder und die Nächte sind noch länger als im Herbst. «Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und auf die Dauer; Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an und scheut nicht Süß noch Sauer», warnte Matthias Claudius (1740-1815).

«Eisenharte» Orkantiefs ziehen im Dezember oft übers Land. In den vergangenen Jahren hießen sie «Fridtjof», «Karla» oder «Vera», mal tobten wilde Wogen an der Nordseeküste, mal wurden in Ostdeutschland Strommasten geknickt, mal blockierten umstürzende Bäume Straßen und Schienen im Südwesten. «Vera» erreichte 2006 auf dem Brocken Windgeschwindigkeiten von mehr als 190 Stundenkilometern und schob leichtsinnige Harz-Touristen in leichter Wandergarderobe samt Familien auf allen Vieren über das vereiste Gipfelplateau. 2007 machten in Gera und Gotha (Thüringen) in Orkanböen umstürzende Tannen den Gang über Weihnachtsmärkte zum lebensgefährlichen Extremtrip.

Also mache man es sich zu Hause gemütlich - wie Heinrich Heine (1797-1856): «Draußen ziehen weiße Flocken durch die Nacht, der Sturm ist laut; hier im Stübchen ist es trocken, warm und einsam, stillvertraut.» Warm ja, aber auch dunkel: Noch bis zur Wintersonnenwende am 21. Dezember werden die Tage in unseren Breiten immer kürzer. München hat dabei täglich etwa Stunde mehr Licht als Hamburg, liegt die Hansestadt doch gut 600 Kilometer näher am jetzt dauernd finsteren Polarkreis.

Der Dezember ist auch eine Zeit der Einkehr und Stille, der Vorfreude und Erwartung. Der Advent (Ankunft, Erscheinung) soll als Licht der Hoffnung in der Finsternis auf das Fest der Geburt Jesu Christi vorbereiten. Die theologische Bedeutung von Weihnachten liegt in der Menschwerdung Gottes. Jeder zweite Bundesbürger will zu Weihnachten in einen Gottesdienst gehen, für viele der einzige Kirchenbesuch des Jahres. Vorweihnachtliche Stimmung ist schön, mit Lebkuchen im August und geschmückten Straßen ab Altweibersommer droht das Fest allerdings seinen Sinn zu verlieren. Die evangelische Kirche startete darum die Initiative «Alles hat seine Zeit!» und erklärte: «Advent ist im Dezember». Mit begrenztem Erfolg, denn aus dem Fest für den Erlöser der Menschheit wird immer mehr ein geschenkpflichtiger Feiertag zur Erlösung des krisengeschüttelten Handels.

«Ein ordentliches Geschäft in den Weihnachtsmonaten können wir sehr gut gebrauchen», sagte Josef Sanktjohanser vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels. In diesem November und Dezember dürften 73 Milliarden Euro Umsatz hereinkommen. Traditionell erwirtschaftet der deutsche Einzelhandel in den Vorweihnachtswochen ein Fünftel seines gesamten Jahresumsatzes. Aber nicht mehr Äpfel, Nuss und Mandelkern für die lieben Kleinen - i-Phone oder Spielkonsolen wie Xbox und Wii müssen es 2009 schon sein, und das kostet.

Während Konsumrausch-Junkies Neon-Lichterglanz und Oh-Tannenbaum-Dauerbeschallung in den Fußgängerzonen trotzen, droht eine «Krankheit» mächtig ins Geld zu gehen: Es grassiert das «Dezemberfieber». Damit wird eine periodisch auftretende «Seuche» bezeichnet, die vor allem Beamte befällt. Diese leeren zum Jahresende bisweilen wie im Fieberwahn ihre Geldtöpfe. Besagen doch Haushaltsgrundsätzegesetz und Bundeshaushaltsordung, dass für das alte Jahr bewilligte und noch vorhandene Mittel nicht ins Folgejahr übertragen werden dürfen. So muss schnell noch Geld ausgegeben werden - nicht immer für sinnvolle Zwecke.

Zum Schluss kommt ein Heiliger: Silvester, Papst von 314-335. Die Kirche machte seinen Namenstag am letzten Tag des Jahres zum christlichen Feiertag, konnte aber alte heidnische Bräuche zum Jahreswechsel damit nicht beseitigen. Wie in grauer Vorzeit werden darum bis heute böse Geister mit Licht und Lärm vertrieben. Jährlich lassen sich die Bundesbürger das Feuerwerk rund 100 Millionen Euro kosten. Egal wie teuer das alte Jahr endet, zum neuen sei mit Wilhelm Busch (1832-1908) angestoßen: «Will das Glück nach seinem Sinn dir was Gutes schenken, sage dank und nimm es hin ohne viel Bedenken.» (dpa)
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