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04.11.2009 | 13:24 | Klima & Wetter  

Dürre und Fluten: Wetterextreme beuteln Afrika

Nanyuki/Nairobi - Robert Kijambo wirft einen besorgten Blick auf seine Rinderherde.

Dürre und Fluten: Wetterextreme beuteln Afrika
Hüft- und Beckenknochen der Tiere stechen scharf hervor, die Augen sind eingefallen, man kann jede Rippe sehen. Die Kälber sind apathisch, zupfen an den verdorrten Stängeln auf der Weide. Der Bauer aus der Gegend von Nanyuki im zentralkenianischen Hochland ist verzweifelt. «Ich habe schon mehrere Tiere verloren», sagt er. «Ich wollte sie auf eine andere Weide bringen, aber sie haben keine Kraft mehr. Sie fallen einfach um und sterben.»

Die monatelange Dürre in dem ostafrikanischen Land hat auch die Regionen getroffen, die als gut geeignet für die Landwirtschaft gelten. Dort liegen die Kaffeeplantagen, die Gemüsefarmen. Zwischen den Hochwäldern der Aberdares und der Mount Kenya-Region sind Niederschläge häufiger als in den meisten anderen Landesteilen. Doch auch dort litten Menschen und Tiere unter der Trockenheit. Bauer Kijambo fürchtete um seine Existenz. «Der Regen muss endlich kommen», war wochenlang sein tägliches Mantra.

Und tatsächlich, der Regen ist da, wenn auch noch nicht überall in Kenia. In der Hauptstadt Nairobi kommt es immer wieder zu stundenlangen Wolkenbrüchen, die Lehmwege in Sümpfe verwandeln. An einigen Stellen sprießt erstes zartes Grün. Doch auch in der Millionenstadt sind ausgezehrte Rinderherden noch allgegenwärtig. Im Nairobi Nationalpark suchen Herden der nomadisierenden Viehzüchter trotz strengen Verbots Weideland. Für einige Büffel, Zebras und Antilopen kam die Regenzeit zu spät: Ihre Kadaver liegen in dem Naturschutzgebiet.

Die Regenzeit, die von hunderttausenden Menschen in Kenia, aber auch in Äthiopien, Somalia oder Dschibuti verzweifelt erwartet worden war, bringt auch massive Probleme. Das El Niño-Phänomen droht die normalerweise etwa sechswöchige Regenzeit bis zum Jahresende zu verlängern. Und die heftigen Regenfälle verursachen Fluten, Schlammlawinen und Überschwemmungen.

An der kenianischen Küste wurden Straßen und Brücken zerstört, mehrere Menschen ertranken. Die Regierung hat schon vor Wochen Katastrophenpläne ausgearbeitet, denn allein in Kenia könnten etwa 200.000 Menschen direkt von Flutkatastrophen betroffen sein - vor allem in den Dörfern entlang der Flüsse oder in den tiefer gelegenen Teilen städtischer Slums, wo oft Zehntausende in dicht besiedelten Wellblechsiedlungen leben. Notfalls soll es Evakuierungen und Umsiedlungen geben, versprechen Regierungsvertreter.

Vorläufig aber dauern trotz tropischen Sturzregens die Folgen der Dürre an. Bis zur nächsten Ernte vergehen noch gut sechs Wochen. Vom «grünen Hunger» sprechen die Experten, wenn auf den Feldern zwar der neue Mais sprießt, die Menschen aber nichts zu essen haben. Und auch für die Massai-Rinder auf Supermarktparkplätzen und in den Straßengräben von Nairobi ist die Zeit des Hungers nicht vorbei. (dpa)
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