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03.05.2014 | 16:19 | Fledermaus-Schutz 

Fledermaus-Paradies in Rheinland-Pfalz

Mayen - Andreas Kiefer deutet mit seiner Taschenlampe auf eine unscheinbare Spalte im Stein.

Fledermaus
(c) cheri131 - fotolia.com
«Hier sind im Winter Hunderte Zwergfledermäuse», erklärt der Experte des Naturschutzbundes (Nabu) Rheinland-Pfalz. Je kälter es sei, desto tiefer verkröchen sie sich hinein.

Kiefer steht im Bierkeller-Stollensystem inmitten des Mayener Grubenfeldes in Rheinland-Pfalz. Das ist ein traditionsreiches Abbaugebiet für Basaltstein und eines der wichtigsten Überwinterungsquartiere für Fledermäuse in Mitteleuropa.

Der Name «Bierkeller» geht darauf zurück, dass hier Brauereien früher ihre Fässer lagerten - wegen der konstant niedrigen Temperatur. Das ist längst nicht mehr so, der Stollen ist für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Seit Freitag ist er Teil eines 28 Hektar großen neuen Naturschutzgebietes.

Das Mayener Grubenfeld umfasst insgesamt rund 500 Schächte. In der Gegend bauten schon die Römer Basaltstein ab, noch heute sind einige Unternehmen aktiv. Gelegentlich zeugt ein dumpfes Grollen jenseits des Naturschutzgebietes davon. Hier wurden 16 der 23 in Deutschland heimischen Fledermausarten nachgewiesen, darunter seltene Arten wie die Mops-, die Bechstein- und die Teichfledermaus. Selbst aus den Nachbarländern Luxemburg, Belgien und Niederlande kommen sie.

Doch was treibt die sagenumwobenen, geflügelten Zeitgenossen ausgerechnet nach Mayen? Es seien alte Stollen und es habe regelrecht Tradition unter den Fledermäusen, erklärt Nabu-Experte Kiefer. «Das spricht sich im wahrsten Sinne bei den Tieren rum.» Jede Fledermausart habe eigene Ansprüche an ein Überwinterungsquartier, und dieses vielfältige Gebiet biete geeignete Plätze für alle. «Jeder Stollen hat ein eigenes Mikroklima.» Mal sei der Eingang größer, mal kleiner, mal gehe der Schacht tiefer in die Erde, mal weniger.

Zudem liege das Grubenfeld am Übergang der norddeutschen Tiefebene zur Zone der Mittelgebirge. Insofern suchten hier viele Fledermäuse aus dem Flachland Schutz. «Es ist eines der Hauptzentren», sagt Kiefer. Richtig voll wird es zunächst Ende Juli, wenn sich ganze Fledermausschwärme zur Paarungszeit treffen, wie Kiefer erklärt. Dann verließen sie das Gebiet zunächst und kämen später zum Überwintern wieder. Die Einflugphase ist dann von Oktober bis November, die letzten Überwinterer verlassen die Stollen gegen Ende April.

Insgesamt besuchen jedes Jahr etwa 100.000 Fledermäuse das Grubenfeld. Der Mayener Oberbürgermeister Wolfgang Treis (Grüne) umschreibt das scherzhaft so: «Wir haben hier den größten Hotelbetrieb Europas.» Für die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) ist das Gebiet «ein Juwel unter den Fledermausquartieren».

«Jede Art hat hier ihre ökologische Nische», weiß auch Peter Sound, Artenschutzreferent im Mainzer Umweltministerium. «In der Schwarmzeit ist es wie die Dorfdisco, jeder findet einen Partner.» Sound steht auf einer Treppe in Schacht 700. Dieser ist anders als der «Bierkeller» für Besucher zugänglich gemacht worden - steinerne Fledermäuse im Boden weisen den Weg herüber vom benachbarten Vulkanpark-Erlebniszentrum Terra Vulcania.

Über die Treppe geht es hinab in die Welt der Basaltsäulen und der Dunkelheit. Schacht 700 wurde mit Bedacht gewählt, wie der Nabu-Landesvorsitzende Siegfried Schuch betont: «Es ist ein von der Fledermausbedeutung etwas untergeordneter Stollen.» (dpa)
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