Eine unzulässig hohe Konzentration von strahlendem Cäsium-137 sei vor allem in Milch, Pilzen und Fleisch nachgewiesen worden, teilte die Umweltorganisation
Greenpeace am Mittwoch auf einer Tschernobyl-Tagung in Kiew mit. Die Produkte würden oft auf Märkten außerhalb der Sperr- und Sonderzonen angeboten, sagte die Greenpeace-Wissenschaftlerin Irina Labunskaja. Sie kritisierte, dass die ukrainische Führung die staatliche Kontrolle von Nahrungsmitteln auf Radioaktivität eingestellt habe.
Außerdem seien wegen der allgemeinen Finanznot in der Ukraine auch die Agrarprogramme zur Aufbereitung verstrahlter Böden vor zwei Jahren beendet worden. So werde Bauern etwa kein Dünger mehr kostenlos gewährt, durch den sich die Belastung der Lebensmittel senken ließe, sagte Labunskaja. Sie kritisierte, dass viele Menschen in der völlig verarmten Ex-Sowjetrepublik in den von Strahlung betroffenen Gebieten kaum Zugang zu «sauberen Lebensmitteln» hätten. Cäsium-137 könne zu Krebs und schweren Immundefekten führen, sagte die Expertin.
In der nicht repräsentativen Studie wies Greenpeace auf eine besonders hohe Strahlenbelastung in Lebensmitteln aus dem Schitomirsker und Rowensker Gebiet hin. Eine Pilzprobe aus dem Ort Naroditschi im Gebiet Schitomir habe 288.000 Becquerel pro Kilo aufgewiesen - das war 115 Mal mehr als der zulässige ukrainische Grenzwert. Außerdem hätten etwa Milchproben von 73 Prozent der Weideflächen des Rowensker Gebietes zu hohe Cäsium-Werte gehabt, hieß es in der erstmals veröffentlichten Studie. (dpa)