Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) eröffnete dazu am Freitag die zweitägige Konferenz «Bonn Challenge 2.0» mit Vertretern aus rund 30 Ländern, mit zahlreichen Organisationen und Unternehmen. «Wir wollen hier gemeinsam den Wiederaufbau von Wäldern voranbringen», sagte die Ministerin. Das helfe gegen
Artensterben,
Klimawandel und trage auch dazu bei, die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen wiederherzustellen.
Die Teilnehmer wollen eine erste Bilanz ziehen, nachdem 2011 der Startschuss für die laut Ministerium «umfassendste Initiative zur Renaturierung weltweit» gefallen war. Ziel: Bis zum Jahr 2020 sollen 150 Millionen Hektar Wald - das ist die gut vierfache Fläche Deutschlands - wiederaufgeforstet werden. Der Prozess sei mit Zusagen aus mehr als einem Dutzend Ländern, darunter USA, Brasilien, Guatemala, Uganda oder Äthiopien, auf einem guten Weg.
Jedes Jahr werden rund 13 Millionen Hektar Wald vernichtet, vor allem Tropenwald. Zugleich würden zwar acht Millionen Hektar aufgeforstet, es handele sich aber überwiegend um ökologisch bedenkliche Plantagen, betonte ein Ministeriumssprecher. Bei der Konferenz gehe es darum, nun weitere Regierungen, Unternehmen und Organisationen zum Mitmachen zu bewegen.
Die Wald-Zerstörung - besonders in Ländern Lateinamerikas und Asiens - führt zum unwiederbringlichen Verlust biologischer Vielfalt. Der Wald trägt zudem dazu bei, die Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxid (
CO2) zu mindern. Die Vernichtung natürlicher Waldökosysteme verursacht einen Verlust von produktiven Böden, eine Absenkung des Grundwasserspiegels und Wasserverknappung, zudem Armut und Hunger durch verlorene Lebensgrundlagen in vielen Ländern.
Nach Ansicht des Konferenz-Teilnehmers
WWF ist Wiederaufforstung sinnvoll, aber «allenfalls die zweitbeste Lösung für Natur- und Klimaschutz». Man brauche bis zu 150 Milliarden Euro und «einen sehr langen Atem», um das Ziel zu erreichen, sagte WWF-Experte Günter Mitlacher. Mit oberster Priorität solle der massive Kahlschlag gestoppt werden, forderte die Naturschutzorganisation. Aktuell müsse man vor allem geschützte Waldgebiete in Brasilien von über 40 Millionen Hektar vor dem Zugriff von Lobbygruppen bewahren.
Deutschland hat im Rahmen der «Bonn Challenge» seit 2011 bisher 15 Projekte - etwa in Äthiopien, Kenia, Vietnam, Indonesien oder Brasilien - mit 50 Millionen Euro finanziert, weitere rund 40 Millionen Euro sollen künftig fließen. Gastgeber der Tagung sind neben Hendricks ihre norwegische Amtskollegin Tine Sundtoft, die internationale Naturschutzunion (IUCN) und das World Resources Institute (WRI). Am Samstag, dem Internationalen Tag des Waldes, wollten sich die Teilnehmer zu weiteren Schritten äußern. (dpa)