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01.08.2010 | 18:21 | Umweltschutz  

Highway durch die Serengeti bringt Naturschützer auf die Barrikaden

Nairobi/Arusha - Für die tansanische Regierung geht es um die Erfüllung von Wahlversprechen, für Naturschützer um die Bedrohung eines der größten und bekanntesten Naturparadiese Ostafrikas: Eine geplante Fernstraße, die quer durch die Serengeti führen soll, bringt über die Grenzen Tansanias hinaus Umweltschützer auf die Barrikaden.

Highway durch die Serengeti bringt Naturschützer auf die Barrikaden
Sie fürchten, dass der zu erwartende Fernverkehr die traditionellen Wanderungen der Tierherden in der Serengeti stört. Der Park wird von der UNESCO als Teil des Weltnaturerbes aufgelistet. Lauter Protest kommt auch von der mächtigen Tourismusindustrie aus dem In- und Ausland. Denn die jährliche Gnuwanderung von der Serengeti in die kenianische Massai Mara bringt alljährlich tausende Touristen ins Land - und mit ihnen Geld, von dem allein in Tansania 600.000 Menschen abhängig sind.

Im Internet veröffentlichte Petitionen sollen den für 2012 geplanten Baubeginn der Strecke stoppen, beim sozialen Netzwerk Facebook klagen Afrikafans über den drohenden Verlust eines der letzten Naturschauspiele. Die Straße soll die Städte und Dörfer am Viktoriasee mit Arusha in der Kilimandscharo-Region verbinden. Von dort gibt es bereits eine Fernstraße in die Wirtschaftsmetropole Daressalaam mit dem wichtigsten Hafen des Landes.

Der Straßenbau ist wichtiger Teil der Versprechen an die Bevölkerung in der Region am Viktoriasee, erklärt Naturschutzministerin Shamsa Mwangunga. «Das Projekt wird sich nicht auf das Ökosystem Serengeti und die Tierwanderung auswirken», verspricht sie. Die etwa 40 Kilometer lange Trasse durch die Serengeti soll im Gegensatz zur restlichen Fernstraße nicht asphaltiert werden. Schon dies dürfte sicherstellen, dass die in den Nationalparks zulässige Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde gar nicht überschritten werden kann und Zusammenstöße mit Zebras, Gnus oder Elefanten weitgehend ausgeschlossen sind.

Wie in vielen afrikanischen Staaten leidet vor allem die Bevölkerung der küstenfernen Gebiete unter schlechter Infrastruktur. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Orte am Viktoriasee sei die Straße lebensnotwendig, räumt der bekannte kenianische Naturschützer Richard Leakey in einem Interview mit der Naturschutzorganisation Wildlife direct ein. «Es sollte nicht die Frage wirtschaftliche Entwicklung oder Tiere sein», sagt er.

«Die Tiere sollten Teil der wirtschaftlichen Entwicklung sein.» So könnte die Straße mit leicht erhöhten Kosten südlich der Serengeti gebaut werden - einen solchen Alternativentwurf hat auch die Afrikanische Wildlife Foundation (AWF) bereits vorgestellt. Andernfalls könne die Strecke durch die Serengeti auch als auf Pfeilern errichtete Hochstraße gebaut werden. «Das ist sehr teuer, aber nicht unmöglich», sagt Leakey. Vor allem müsse über die bis 2015 gebaute Straße hinaus gedacht werden.

Noch haben Mwanza und Musoma am Viktoriasee nur jeweils 500.000 Einwohner. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung würden bis zum Jahr 2050 aber jeweils 3 bis 4 Millionen Menschen in diesen Städten leben. «Dann wird es nicht mehr um eine schmale Straße gehen, sondern um eine sechsspurige Straße mit einer Eisenbahnstrecke daneben», prognostiziert Leakey, der als Mitglied der berühmten Archäologendynastie das Denken in großen Zeiträumen gewöhnt ist.

Fest steht: Die 1,3 Millionen Zebras und Gnus machen sich nach den Regenfällen zu den Weidegründen in der Massai Mara auf. Wird die beeindruckende Wanderung gestoppt, weil ständig brausender Verkehr die Tiere ängstigt, droht eine Überweidung der Serengeti. Nach Schätzungen der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft würde die Zahl der Tiere dann auf etwa 200.000 zurückgehen. «Das wäre aller Wahrscheinlichkeit nach das Ende der großen Wanderung», warnt die Gesellschaft. (dpa)
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