Im Bereich der sogenannten Hakenkrümme informierte sich Umweltminister Frank Kupfer heute (5. August 2009) über die dort angewendete Verbindung von technischem Hochwasserschutz mittels Mauern und Dämmen mit naturnahem Hochwasserschutz durch ingenieurbiologische Sicherungsbauweisen.
„Wo immer es möglich ist, versuchen wir, den Gewässern Platz zu geben", so Umweltminister Frank Kupfer, „Leider zwingen dichte Bebauung in Wohn- und Gewerbegebieten oft zu rein technischem Hochwasserschutz. Deshalb können wir besonders stolz auf solche Beispiele wie den nun fertig gestellten Abschnitt des Schwarzwassers sein". An dem rund 500 Meter langen Abschnitt hatte die Landestalsperrenverwaltung Grundstücke aufgekauft und die vorhandene Bebauung entfernt.
Zur Ufersicherung wurden ingenieurbiologische Bauweisen eingesetzt. So wurden zum Beispiel Weidenspreitlagen, Krainerwände, Faschinen und Heckenbuschlagen hergestellt. „Die Vorteile solcher Bauweisen liegen auf den Hand“, so der Minister. „Mit ihnen lässt sich nicht nur der Hochwasserschutz verbessern. Gleichzeitig schaffen wir ökologisch wertvolle Lebensräume durch die naturnahe Gewässergestaltung“.
Das Schwarzwasser war bisher wegen der vorherrschenden ungünstigen Verhältnisse bereits bei kleinen Hochwässern (ab HQ10, statistische Wiederkehr einmal in 10 Jahren) über die Ufer getreten und hatte in Richtung Innenstadt immer wieder großflächige
Überschwemmungen verursacht. Allein bei dem verheerenden
Hochwasser im August 2002 entstanden in Aue Schäden in Höhe von rund 40 Millionen Euro.
Seit 2002 wurden in den Hochwasserschutz für Aue an der Zwickauer Mulde, dem Schwarzwasser und dem Rumpelsbach 14,5 Millionen Euro investiert. Weitere Maßnahmen sind bis 2014 vorgesehen. Sie sollen der Stadt Sicherheit vor einem Hochwasser geben, wie es statistisch einmal in 50 Jahren eintritt (HQ50).
Technische ErläuterungenWeidenspreitlagen dienen zur Sicherung von Uferböschungen. Einzelne austriebsfähige Weidenäste werden dabei dicht an dicht auf den Boden aufgelegt, mit Draht oder Kokosschnur an Steckhölzern befestigt und mit einer Sand-Humus-Schicht abgedeckt. Spätestens nach einer Vegetationsperiode haben die Weiden ausgetrieben.
Eine Krainerwand ist ein Verbundsystem aus Holzstämmen (auch Beton oder Stahl sind möglich), Erde und Pflanzen zur Stabilisierung von Böschungen. Durch ihre Anpassungsfähigkeit an kleinräumige Gegebenheiten (z. B. Straßenverlauf, wechselnde Baugrundverhältnisse) ist sie vielfältig einsetzbar und lässt sich gut in die Landschaft eingliedern. Krainerwände werden für Längsverbauungen und zur Sicherung von steilen Hang- und Uferböschungen sowie zur baulichen Überwindung von Geländesprüngen eingesetzt.
Eine Faschine ist ein Reisig- oder Strauchbündel von einigen Metern Länge, welches das Rutschen von Erdmassen überwiegend am Hang verhindern soll. Auch im Bereich von Unterwasserbauten werden Faschinen zur Stabilisierung des Bodens verwendet.
Mit einer Heckenbuschlage befestigt man Hang oder Böschung. Dazu werden Löcher in den Hang gegraben und Weidenruten senkrecht in die Löcher gestellt. Anschließend werden diese wieder zugeschüttet. Die Heckenbuschlage kombiniert Heckenlage und Buschlage, das heißt es werden sowohl bewurzelte als auch unbewurzelte ausschlagfähige Pflanzen verwendet. Dies hat den Vorteil, dass bereits unmittelbar nach dem Bau ein hoher Wirkungsgrad vorhanden ist. Geeignete Pflanzen für den Buschlagenbau sind verschiedene Weiden- und Pappelarten. Zum Heckenlagenbau eignen sich unter anderem Hainbuche, Bergahorn, Haselnuss, Weißdorn, Sanddorn, Esche und Schlehe. Die Heckenbuschlage wird an nicht zu steilen Hängen mit normaler Erosionsgefahr eingesetzt. (PD)