Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
23.06.2016 | 15:11 | Meeresschutz 

Internationales Projekt will Meere von Geisternetzen befreien

Stralsund - Geisternetze sollen effektiver und in internationaler Zusammenarbeit aus der Ostsee geborgen werden.

Meere säubern
Jährlich gehen in der Ostsee Tausende von Netzen aus der Fischerei verloren. Nun soll erstmals in einem internationalen Projekt eine neue Methode zum Einfangen der Netze erprobt werden. (c) proplanta
Umweltverbände aus Deutschland, Schweden, Estland, Finnland und Polen haben zusammen mit Fischern ein Projekt zur Beseitigung der verloren gegangenen Netze gestartet.

Es sieht vor, eine neue Bergungsmethode zu testen und eine Hotspot-Karte mit Feldern der Netze zu erarbeiten, wie Projektleiterin Gabriele Dederer von der Umweltorganisation WWF sagte. Schätzungen zufolge gehen in der Ostsee jährlich bis zu 10.000 Kunststoffnetze oder Teile davon verloren. Sie treiben als Plastikmüll umher, landen auf dem Meeresboden und können zur tödlichen Falle für Meeresbewohner werden.

Bislang hatten Taucher vor der deutschen Ostseeküste die nicht verrottbaren Kunststoffnetze von alten Wracks gelöst - insgesamt zwei Tonnen. In diesem Jahr soll nun testweise eine 200 Kilogramm schwere Egge eingesetzt werden, die über den Meeresboden gezogen wird. Das Nachbarland Polen habe mit dem Einsatz dieses einen Meter breiten Gerätes gute Erfahrungen gemacht, sagte Dederer. So seien dort im Jahr 2015 rund 270 Tonnen Netze geborgen worden.

Der Einsatz von Tauchern sei zwar sehr gezielt, aber auch kosten- und zeitintensiv. Mit der Egge könnten größere Areale abgesucht werden, sagte Dederer zum testweisen Einsatz vor Rügen und Usedom. Dort wird ab Juli ein Fischer auf Suche nach den Geisternetzen gehen.

Das Projekt namens «MareLitt Baltic» wird auch untersuchen, wie umweltverträglich der Einsatz der Egge ist und ob Habitate geschädigt werden. Ergebnisse sollen im Frühjahr 2017 vorliegen. Die schwedischen Projektpartner untersuchen laut Dederer, wie Netze möglicherweise durch Signalgeber markiert werden können, um sie bei Verlust schneller zu finden.

Zudem soll an Materialien geforscht werden, die sich früher als das bislang bei Netzen genutzte Nylon oder PET im Wasser abbauen und die Umwelt nicht so belasten. Polen arbeitet zudem an der Erstellung einer Karte mit Hotspots, in denen sich besonders viele Geisternetze befinden.

Plastik zersetzt sich sehr langsam über Hunderte von Jahren. Zudem belasteten winzige Stücke weiter das Meer als Mikroplastik, sagte Dederer. Die Teile gelangten über Tiere in die Nahrungskette.

Nach Angaben von Greenpeace landen in den europäischen Meeren bis zu 25.000 Fischernetze jährlich. Die Umweltorganisation hatte im Frühjahr rund eine Tonne Netze in der Nordsee bei Sylt geborgen. Deutschland ignoriere die EU-Fischereikontrollverordnung, die die Bergung und Entsorgung verloren gegangener Netze regele, kritisierte Greenpeace.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Parlament stimmt für strengere Regeln gegen Verpackungsmüll

 Ocean Cleanup fischt 10.000 Tonnen Plastikmüll aus Ozean und Flüssen

 EU-Aktionsplan zu Meeresschutz: Bundesregierung will Fahrplan vorlegen

 Lemke hofft auf internationalen Durchbruch gegen Plastikmüll

 Auf dem Meeresgrund liegen bis zu elf Millionen Tonnen Plastikmüll

  Kommentierte Artikel

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung