Und so versprach sie den Landsleuten an jenem Tag im April einen «Barbecue- Sommer», einen Grill-Sommer also, in dem es endlich warm werden sollte. Ein Begriff war geprägt, der das Land in wahre Euphorie versetzen sollte. Die Menschen fieberten - geplagt von
Schweinegrippe, Finanzkrise und Rezession - einem Prachtsommer entgegen, wie man ihn auf der Insel selten erlebt und nach zwei miesen Sommern so dringend brauchte. Eilig wurden Ferien in der Hoffnung auf ein Strandglück ohne Regenschirm in der Heimat gebucht.
Doch während im Süden Europas die Menschen unter großer Hitze leiden und Waldbrände Sorgen bereiten, müssen die Briten wieder Schutz unterm Regenschirm suchen, statt in lauen Sommernächten Würstel um Würstel auf dem Grill zu drehen. Seit einer Hitzeperiode im Juni beherrschen Regen, Wind und lediglich ein paar Stunden Sonnenschein das Wetter. Und nun hat zu allem Überfluss auch noch die Met Office, also der Wetterdienst, ganz offiziell ihre Voraussage revidiert: Statt eines «Barbecue-Sommers» gibt es nun wahrscheinlich einen durchnässten August, mit «Regenfällen über dem Durchschnitt».
Der Ärger im Land ist groß. «Der ganze Garten ist unter Wasser - und keine Wurst in Sicht», meldete die Zeitung «The Times». Wenig tröstlich ist es da, dass der Sommer in Ländern wie Deutschland bisher auch nicht besonders beständig war. Der Buhmann für den Regenfrust war schnell zur Hand: Der Wetterdienst. Der Sender BBC brachte in seinen Hauptnachrichten einen großen Beitrag über die Fehlprognose des Wetterdienstes. Der Moderator warf dem Chef- Meteorologe Ewen McCallum fast beleidigt vor, warum er die Briten so hinters Licht geführt habe. Wenig half es da, dass in der gleichen Sendung der Experte der Cloud Appreciation Society - also des Verbandes der Wolkenfreunde - dem Wetterfrosch zur Seite sprang und die Schönheit grauer Wolken pries.
Zur eigenen Verteidigung wandte die Met Office ein, dass das Wetter von je her Unwägbarkeiten mit sich brächte, und Prognosen nie als in Stein gemeißelte Wahrheit aufgefasst werden könnten. Und schließlich habe es doch schon einen heißen Sommer gegeben, sagte eine Sprecherin, im Juni, als sogar das neue Regendach über dem Tennisplatz von Wimbledon überflüssig war. Auch der Experte von der Royal Meteorological Society, Philip Eden, betonte, Langzeitprognosen könnten nicht wirklich akkurat sein. Er kritisierte aber die
Öffentlichkeitsarbeit des Wetterdienstes.
«Das Problem lag in dem Wort "Barbecue-Sommer"», befand er. «Dem Wetterdienst steht das Wasser bis zum Hals», fasste die Zeitung «Guardian» die Sommerdebatte zusammen. Versöhnlichere Töne schlug dann aber die «Times» am Donnerstag in ihrem Leitartikel an: «Der Wetterdienst ist nicht der Wettergott, er hat die Regenwolken nicht geschickt. Er hat uns nur hoffen lassen, für ein paar kurze Wochen, dass sie dieses Jahr vielleicht nicht kommen werden.» (dpa)