(c) proplanta Immer mehr Unternehmen erkennen weltweit, dass sich die Folgen von Wetterextremen wie Hurrikans, Hitzeperioden und Dürren in der Zukunft ganz konkret auf ihre Geschäfte auswirken werden und melden sich in der Debatte über Möglichkeiten zur Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes zu Wort.
«Die Wirtschaft ist weiter als die Politik», sagt Claudia Kemfert, Klimaexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Denn die Unternehmen müssten sehr viel genauer darauf achten, wie sie ihre Strategie auf Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit in der globalisierten Wirtschaft ausrichten könnten.
Erst in dieser Woche hatten rund 100 internationale Firmen und Institutionen mit einem leidenschaftlichen Appell zu raschem und international abgestimmtem Handeln an die Regierungen weltweit ein Beispiel dafür gegeben, wie ernst das Problem mittlerweile genommen wird. Aus Deutschland gehörte der Rückversicherer Münchener Rück, den das Thema schon traditionell wegen der erwarteten Zunahme von Schäden durch klimabedingte Naturkatastrophen beschäftigt, zu den Unterzeichnern einer gemeinsamen Erklärung des Experten-Gremiums «Global Roundtable on Climate Change».
Zentrale Forderungen dabei: Die Etablierung eines weltweiten Marktpreismechanismus für CO2-Emissionen und die Entwicklung von Standards für klimafreundliche Produktionen. Vor allem haben die Unternehmen und Institutionen dabei die Zeit nach Auslaufen des Kyoto-Protokolls 2012 im Blick, in dem sich die meisten Industriestaaten zur Reduzierung ihrer Kohlendioxid-Emissionen verpflichtet hatten.
Auch in den USA, die das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert und damit die internationale Klimapolitik ins Stocken gebracht hatten, setzt sich nach Experteneinschätzung zunehmend die Erkenntnis durch, dass die Weltwirtschaft am Thema Klimawandel nicht vorbei kommt. «Die Ölpreisdiskussion war dort letztlich ein Treiber, auch die Debatte über den Klimawandel in einer breiteren Öffentlichkeit zu etablieren», sagt ein Sprecher des Versicherungskonzerns Allianz, der ebenfalls dem Runden Tisch angehört. Auch die Chinesen wüssten um ihren großen Energiehunger und hätten bereits große Investitionen in erneuerbare Energien angeschoben.
Vor allem börsennotierte Unternehmen müssen sich nach Einschätzung von DIW-Expertin Kemfert darauf einstellen, dass sie an der Nachhaltigkeit ihrer Strategien gemessen werden. Auf bis zu 640 Milliarden Euro schätzt das DIW die Kosten, die der Klimawandel in den kommenden 50 Jahren alleine in Europa verursachen könnte. Neben Schäden beispielsweise durch starke Niederschläge oder Stürme an Gebäuden oder Infrastruktur könnten dabei auch steigende Energiekosten, etwa für Klimaanlagen zu Buche schlagen. Generell sieht Kemfert zahlreiche Branchen vom Klimawandel betroffen - von den Versicherern über Energieversorger und energieintensive Industriezweige bis hin zu Land-, Forst- und Wasserwirtschaft.
Neben den Risiken nehmen die Firmen aber zunehmend auch die Chancen wahr, die sich durch den Bedarf an umweltfreundlichen Energien ergeben. So entdecke auch die Automobilindustrie allmählich, dass sich mit verbrauchsärmeren Modellen Geld verdienen und Arbeitsplätze schaffen lassen, glaubt der Kieler Klimaforscher Mojib Latif. Auch der Rückversicherer Münchener Rück, der schon seit mehr als 30 Jahren auf die Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels hinweist, ist davon überzeugt, dass es keinen Sinn macht, nur Angst vor den wachsenden Klimagefahren zu säen.
«Investieren in den Klimaschutz ist generell viel günstiger, als die Schäden zu beheben, die dadurch entstehen», sagt ein Münchener-Sprecher. (dpa)
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