Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.10.2015 | 14:03 | Weltklimakonferenz 

Knackpunkte für Pariser Klimapoker - Geld und CO2

Bonn / Paris - Nur noch wenige Wochen bis zur Klimakonferenz von Paris. In Bonn hat die Weltgemeinschaft diese Woche versucht, soweit wie möglich den Boden zu bereiten für einen Deal.

Weltklimakonferenz
Die Erde wird wärmer, das Wetter auf lange Sicht chaotischer. Was tun? Worauf können sich die Regierungen von knapp 200 Staaten einigen? Wer trägt wie viel im Kampf gegen den Klimawandel bei?
Doch viele Streitpunkte sind weiter offen - die kniffligen Themen könnten wohl nur auf politischer Ebene gelöst werden, räumten die Verhandlungsführer ein. Ein Überblick über die kniffeligen Punkte für den Pariser Klimapoker:

2-Grad-Marke: Zur Begrenzung des Klimawandels gilt bislang die Zwei-Grad-Marke. Das bedeutet, dass die Temperatur im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter um nicht mehr als zwei Grad steigen soll. Das gilt noch als halbwegs verträglich für die Erde. Offen ist, ob das klappt. Und gerade die vom Meeresanstieg bedrohten Inselstaaten würden lieber ein 1,5-Grad-Ziel sehen.

Ehrgeiz: Der Mensch muss weniger CO2 in die Atmosphäre pusten - soweit herrscht Einigkeit. Doch soll die Weltwirtschaft nun bis Ende des Jahrhunderts ohne CO2-Emissionen auskommen, wie zum Beispiel von den reichen G7-Ländern gefordert? Oder soll der Ausstoß einfach sobald wie möglich den Scheitelpunkt erreichen und sinken? Strittig ist zum Beispiel auch, ob das Auffangen und unterirdische Einlagern von CO2 einberechnet werden darf.

Lastenteilung: Historisch haben vor allem die Industrieländer Emissionen in die Luft gepumpt. Doch längst spielen aufstrebende Schwellenländer wie Indien und China eine entscheidende Rolle, wenn man den Temperaturanstieg eindämmen will. Die pochen aber auf ihr Recht, wirtschaftlich zu den reichen Staaten aufzuholen. Um die richtige Balance dürfte noch heftig gerungen werden.

Nachbessern: Der «wichtigste Punkt» in Paris wird nach Einschätzung eines Diplomaten ein Verfahren, mit dem die Länder ihre Klimaziele regelmäßig auf den Prüfstand stellen sollen. Denn schon jetzt ist absehbar, dass die angekündigten Klimaschutz-Beiträge der einzelnen Staaten wohl nicht reichen werden, um das Zwei-Grad-Ziel zu schaffen.

«Die nun vorgelegten Einsparziele der Staaten decken 90 Prozent (der globalen Emissionen) ab», sagte der deutsche Delegationsleiter in Bonn, Karsten Sach. «Wenn wir damit bei 3 Grad landen, ist es immer noch mindestens ein Grad zu viel und bei weitem nicht ausreichend.»

Die Lücke soll der sogenannte Revisionsmechanismus füllen. Mit ihm soll überwacht werden, wie die Staaten nach Paris «nachsitzen». Die Europäer wollen alle fünf Jahre Bilanz ziehen.

Geld: Als besonders explosiv könnte sich die Frage nach Finanzhilfen für Entwicklungsländer erweisen - sie sorgte gerade in Bonn für großen Frust. Diese Staaten kämpfen teils schon jetzt mit den Folgen des Klimawandels. Sie wollen Geld etwa für den Bau von Deichen, aber auch Hilfe, um ihre Wirtschaft auf CO2-arme Technik umzustellen.

Vor Jahren wurde versprochen, dass dafür ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar in den Süden fließen. Doch noch ist die Summe nicht zusammen, und es gibt Zank, was alles dazu gezählt werden darf. Außerdem verlangen die Entwicklungsländer Nachschläge für die Zeit danach. Die Industrieländer wollen aber künftig auch aufstrebende Schwellenländer zur Kasse bitten. Noch vertrackter ist der Wunsch der Entwicklungsländer, den Ersatz von Schäden und Verlusten festzuschreiben, die sie durch den Klimawandel erleiden.

Die G77, ein Zusammenschluss von 134 Entwicklungsländern, schlugen in Bonn mit der Faust auf den Tisch und warnten, ohne klare Zusagen werde es keinen Deal geben. «Wir haben es mit zwei sehr verschiedenen Perspektiven zu tun», sagte Harjeet Singh von der Organisation Action Aid. Für Entwicklungsländer sei der Umgang mit den Folgen der Erwärmung eine Frage von Leben und Tod - während er für die reichen Staaten schlicht keine Priorität habe.

Hoffnungsschimmer: UN-Klimachefin Christiana Figueres lobt vor allem, dass mehr als 150 Länder schon nationale Klimaziele vorgelegt haben - deutlich mehr als vor der gescheiterten Konferenz von Kopenhagen 2009. In vielen wichtigen Ländern wie China hat sich die Debatte weiterentwickelt. Und die Unterhändler haben klare gegensätzliche Optionen auf dem Tisch.

Nun ist es an der Politik, Kompromisse zu suchen. Anfang November treffen sich Minister zu Vorgesprächen in Paris, vom 30. November an geht es dann mit dem offiziellen Start der Klimakonferenz ans Eingemachte.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Umstrittene Reform des Klimaschutzgesetzes verabschiedet

 Wärmepumpen-Installation: Heizungsbauer rechnen mit starkem Rückgang

 Strom ist Menschenrecht - Weltbank will besseren Zugang in Afrika

 Reform des Klimaschutzgesetzes - Druck auf Ampel-Koalition steigt

 Erneut weniger Elektroautos im März - Ziel in weiter Ferne

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken