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25.11.2008 | 12:14 | Invasive Arten 

Kommission empfiehlt neue Strategie für den Umgang mit invasiven Arten

Brüssel - Die Europäische Kommission veröffentlichte heute ihre Vorstellungen zur Entwicklung einer Strategie für den Umgang mit nichtheimischen Arten, die die biologische Vielfalt Europas bedrohen.

Invasiven Arten
(c) proplanta
Invasive Arten sind eine echte Gefahr für heimische Pflanzen und Tiere. Der eingeschleppte asiatische Marienkäfer zum Beispiel droht im Vereinigten Königreich den einheimischen Marienkäfer zu verdrängen und ist auch für Schmetterlinge und andere Insekten eine Gefahr. Invasive Arten können die heimische Flora und Fauna stark verändern und der Natur insgesamt wie auch der Gesundheit des Menschen ernsten Schaden zufügen.

Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen sind nicht unerheblich: Für die Bekämpfung invasiver Arten und die Beseitigung der durch sie hervorgerufenen Schäden müssen die europäischen Volkswirtschaften jährlich mindestens 12 Mrd. Euro aufbringen. Einige EU-Mitgliedstaaten haben zwar Gesetze zum Schutz ihrer heimischen biologischen Vielfalt verabschiedet, aber ein EU-weit einheitliches Vorgehen gibt es nicht.

Mit ihrer heute veröffentlichten Mitteilung stellt die Kommission nun politische Optionen für eine künftige EU-Strategie und koordinierte Maßnahmen vor, die sofort umgesetzt werden können, einschließlich eines europaweiten Frühwarnsystems zur Meldung neu entdeckter Arten.

EU-Umweltkommissar Stavros Dimas sagte hierzu: „Invasive Arten sind eine beträchtliche Gefahr für unsere biologische Vielfalt. Ohne konkrete Vorschläge für den Umgang mit diesen unerwünschten Gästen können wir den Verlust an biologischer Vielfalt in der EU nicht aufhalten. Da sich diese Arten sehr schnell ansiedeln und ausbreiten, bleiben die Maßnahmen eines Mitgliedstaats wirkungslos, wenn die Nachbarländer nicht ebenfalls tätig werden oder sich untereinander abstimmen. Die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Ausbreitung von invasiven Arten innerhalb der EU sind ernst und erfordern ein einheitliches Vorgehen."


Das Problem invasiver Arten

Invasive Arten wurden und werden nach Europa eingeschleppt oder aber aus land- und forstwirtschaftlichen Gründen absichtlich eingeführt. Die Zunahme des internationalen und des europäischen Handels, der dadurch wachsende Frachtverkehr und auch die immer größeren Zahlen von Weltreisenden haben zur Folge, dass sich diese Arten ständig weiter ausbreiten.

Nutria und Bisamratten, die aufgrund ihres Fells vom amerikanischen Doppelkontinent nach Europa gebracht wurden, sind heute europaweit etabliert und verantwortlich für erhebliche Schäden an Dämmen, Kanälen, Bewässerungs- und Hochwasserschutzsystemen.

Eine der bekanntesten invasiven Arten ist die Zebramuschel, die zusätzlich zu ihren beträchtlichen ökologischen Auswirkungen auch die Industrie massiv schädigt, da sie Wasserrohrleitungen bewuchert und verstopft.

Im Rahmen des DAISIE-Projekts, das über das Sechste Forschungsrahmenprogramm der EU gefördert wird, wurden in Europa 10.822 nicht heimische Arten identifiziert, von denen sich 10-15 % negativ auf Wirtschaft und Umwelt auswirken dürften. Besonders gefährdet sind abgelegene Inseln mit großer biologischer Vielfalt, weil durch Invasionen die Existenzgrundlagen der lokalen Bevölkerung sowie Kultur und Wirtschaftschancen unverhältnismäßig stark beeinträchtigt werden können.


Derzeitige Abhilfemaßnahmen

Bestehende nationale Rechtsvorschriften und Maßnahmen, etwa im Rahmen von Natur-, Pflanzen- und Tierschutz, oder wasser- und handelsrechtliche Bestimmungen sind ein erster Ansatz zur Lösung des Problems invasiver Arten. Eine gemeinsame Regelung oder ein einheitliches Vorgehen zwischen Nachbarländern bei der Überwachung und Bekämpfung invasiver Arten und ihrer Auswirkungen auf die biologische Vielfalt in Europa gibt es aber nicht.

Die Notwendigkeit einer koordinierten Aktion zur Bewältigung des Problems biologischer Invasionen wurde auf höchster politischer Ebene angesprochen, und bereits im EU-Aktionsplan zur Eindämmung des Verlustes der biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 und darüber hinaus ist die Entwicklung einer entsprechenden EU-Strategie angekündigt.

In der ersten Jahreshälfte 2008 hat die Kommission eine öffentliche Umfrage durchgeführt, um Ideen zur wirksamen Bewältigung dieses Problems auf EU-Ebene zu sammeln.


Vorgeschlagene Optionen für eine EU-Strategie

Die Kommission stellt eine Reihe von Optionen vor. Eine Möglichkeit ist der maximale Einsatz existierender Rechtsinstrumente in Kombination mit freiwilligen Maßnahmen. Dies würde bedeuten, dass mit Hilfe existierender Institutionen und Verfahren wie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Risikobewertungen durchgeführt werden. Freiwillige Maßnahmen umfassen regelmäßige Inspektionen an den Grenzen der Mitgliedstaaten und freiwillige Verhaltensmaßregeln, um bei Einzelhändlern und Verbrauchern verantwortungsbewusstes Handeln zu fördern.

Vorgeschlagen wird ferner die Einrichtung eines europaweiten Frühwarn- und Informationssystems zur Erkennung neuer Arten. Dies entspricht dem international anerkannten „hierarchischen Dreistufenansatz“ zur Bekämpfung invasiver Arten, der auf Verhütung, Früherkennung und Tilgung sowie Bekämpfung und langfristiger Eindämmung beruht.

Eine weitere Option ist die Anpassung existierender Vorschriften, um eine breitere Palette potenziell invasiver Organismen zu erfassen. Auch könnte das Verzeichnis der Arten erweitert werden, deren Einfuhr nach der Verordnung über den Handel mit wild lebenden Tieren und Pflanzen verboten ist.

Als letzte Option wird eine neue Rahmenregelung mit unabhängigen Bewertungs- und Interventionsverfahren für den Umgang mit invasiven Arten vorgeschlagen. Die technischen Aspekte der Umsetzung könnten von einer eigens zu diesem Zweck eingesetzten Agentur zentralisiert werden. Und auch verbindliche Überwachungs- und Berichterstattungsverfahren sowie effiziente Mechanismen für schnelles Intervenieren könnten festgelegt werden.


Nächste Schritte

Die Kommission wird den Anregungen des Rates und anderer EU-Organe sowie etwaiger Interessenträger in der endgültigen Fassung ihres Vorschlags für eine EU-Strategie Rechnung tragen, den sie 2010 vorlegen will. (PD)
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