Beruhigte sich die Lage in weiten Teilen des Landes zunächst wieder, erwartete der Zivilschutz eine neue Schlechtwetterfront, die von Westen hereinziehen sollte. Kritisch war die Lage weiterhin im Norden: In Venetien und Trient galt vielerorts die höchste Unwetterwarnstufe.
Starkregen und Sturmböen hatten weite Teile des Landes tagelang gelähmt. Orkanwinde peitschten die Riviera, Bäche wurden in reißende Flüsse verwandelt, Bäume knickten wie Streichhölzer um, es gab Erdrutsche. Tote gab es unter anderem in der nordöstlichen Provinz Belluno, in Südtirol und in der angrenzenden Provinz Trient. Nahe dem Adria-Ort Rimini starb ein Kite-Surfer.
In den Alpen sollten dem Zivilschutz zufolge am Mittwoch nach und nach mehr als 190 Touristen und
Saisonarbeiter mit Hubschraubern und Pistenraupen in Sicherheit gebracht werden. Sie saßen am Stilfser Joch fest, das von heftigem Schneefall blockiert wurde. Der höchste Gebirgspass Italiens verbindet Südtirol mit der Lombardei. Alle Betroffenen seien wohlauf, hieß es.
In Ligurien an der italienischen Riviera waren in der Nacht zum Mittwoch 20.000 Menschen ohne Stromversorgung. Regionalpräsident Giovanni Toti schätzte die Schäden auf mehrere Hundert Millionen Euro. Der Luxusbadeort Portofino ist von der Außenwelt abgeschnitten, weil eine Straße beschädigt wurde. Im Küstenort Rapallo riss der Sturm Jachten aus ihren Vertäuungen und ließ sie aufs Ufer krachen.
Venetiens Regionalpräsidenten Luca Zaia zufolge könnten sich die dortigen Schäden auf eine Milliarde Euro belaufen. In Venedig wurde der weltberühmte Markusdom von den
Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogen: Das Wasser stand 16 Stunden lang bis zu 90 Meter hoch. Die rund 1.000 Jahre alte Basilika ist nach den Worten von Verwaltungschef Carlo Alberto Tesserin an einem einzigen Tag um 20 Jahre gealtert. In einem überfluteten Restaurant in der Lagunenstadt hatte sich am Dienstag ein kurioses Bild geboten: Kellner brachten die Pizza in Gummistiefeln.