Im Juli herrscht Brunftzeit in unseren Wäldern. Das Rehwild verhält sich in seinem Liebestaumel oft unberechenbar. Urplötzlich tritt es aus dem Wald und quert auch tagsüber vermehrt die Straße. Darauf weist der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) in Bonn hin und bittet Verkehrsteilnehmer um erhöhte Aufmerksamkeit.
“Der Paarungswille macht die Tiere blind vor Liebe”, erklärt DJV-Präsident Jochen Borchert das Verhalten der Tiere. Ist der Rehbock auf Brautschau, treibt er seine Angebetete oft kilometerweit durch Feld und Wald. Je mehr Rehböcke im Revier sind und je heißer die Tage, desto intensiver das - sehr sportliche - Vorspiel. Das sonst so scheue Rehwild verliert in der Paarungszeit viel von seiner natürlichen Scheu.
Dadurch kommt es vermehrt zu Konflikten zwischen Mensch und Tier. Über 230.000 Kilometer Straße zerschneiden derzeit unsere Landschaft. Täglich gehen weitere 110 Hektar für Straßen und Siedlungen verloren. Das entspricht 175 Fußballfeldern. Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge hat sich seit 1970 verdreifacht und die mittlere Verkehrsdichte verdoppelt - auf 50.000 Fahrzeuge pro 24 Stunden.
Eine Folge dieser Lebensraumzerschneidung: Vermehrter Wildwechsel und mehr Wildunfälle. Im Jagdjahr 2007/2008 starben durch Verkehrsunfälle laut DJV über 200.000 Rehe, über 23.000
Wildschweine, fast 4.000 Damhirsche und über 2.300 Rothirsche. Das sind über ein Viertel mehr Kollisionen als vor zehn Jahren. Überdies verzeichnete das Statistische Bundesamt für das Jahr 2008 rund 2.600 Unfälle mit Personenschäden. Insgesamt 27 Mal endete der Wildunfall für den Menschen sogar tödlich.
Das Rehwild ist mit relativ stabilen Beständen die häufigste Wildart in Deutschland. “Das weibliche Reh, die Ricke, ist die Frau vom Rehbock und nicht, wie vielfach angenommen wird, die Frau vom Hirschen”, so DJV-Präsident Borchert weiter. Als eigenständige Art gehört das Reh zu den Trughirschen und ist mit dem kanadischen Elch näher verwandt als mit dem heimischen Rothirsch. (djv)