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19.04.2009 | 16:21 | Naturschutz  

Madagaskars Natur-Erbe wird gnadenlos zerstört

Antananarivo - «Das Erbe Madagaskars geht verloren, die politische Krise wird schändlich ausgenutzt», stöhnt der Mitarbeiter einer westlichen Umweltorganisation auf der Afrika vorgelagerten Tropeninsel.

Madagaskars Natur-Erbe
(c) proplanta
Tierschützer schlagen zunehmend Alarm und berichten von einem alarmierenden Raubbau in den heimischen Wäldern, die derzeit gnadenlos von bewaffneten Banden geplündert würden. Die jüngste Warnung kam am Donnerstag von der deutschen Organisation Pro Wildlife, die sich der geplanten Lockerung des internationalen Handels mit seltenen Fröschen und Chamäleons vor diesem Hintergrund vehement widersetzt.

Madagaskar habe sich in den vergangenen 20 Jahren einen guten Namen bei der Erhaltung der letzten Tropenwälder und dem Schutz der Artenvielfalt gemacht. Doch seit dem Beginn des politischen Machtkampfes Ende Januar zwischen dem demokratisch gewählten Ex- Präsidenten Marc Ravalomanana und dem neuen Übergangs-Präsidenten Andry Rajoelina hat ein dramatischer Niedergang eingesetzt.

Durch den Machtkampf wurde der Verwaltungsapparat in fast allen Bereichen nahezu lahmgelegt. Vor allem aus den Nationalparks Masoala und Marojezy im Nordosten der Heimat von Pfeffer und Vanille dringen zunehmend Berichte über den illegale Einschlag von Edelhölzern an die Öffentlichkeit. Es ist zumeist Eben- und Rosenholz das «von der reichen lokalen Mafia in Verbindung mit ausländischen Profiteuren» geschlagen und vor allem nach China exportiert werde, berichten Umweltschützer. Dort würden Höchstpreise für edles Rosenholz gezahlt.

Der Masoala-Park wird seit einigen Jahren vom Zürcher Zoo unterstützt, der eigens ein Stück Regenwald mit seiner einzigartigen Fauna und Flora in die Schweiz hat einfliegen lassen und dort eine Masoala-Halle gebaut hat. Im Marojezy-Schutzgebiet sind der Seiden- und der Perrier's-Sifaka - zwei besonders schöne und seltene Lemurenarten - wegen des schwindenden Lebensraumes unmittelbar vom Aussterben bedroht. Lemuren sind Halbaffen und leben nur auf Madagaskar und den Komoren. Der Park sei inzwischen wegen der Wilderei erstmals in seiner Geschichte für den Tourismus geschlossen, schildert Erik Patel, Student der Cornell-Universität.

«Jahrzehntelanger erfolgreicher Schutz der Bäume und Tierarten im Regenwald wird in wenigen Tagen zunichtegemacht», klagt er. Diese unter der Regierung Ravalomananas bei Höchststrafe verbotenen illegalen Aktivitäten zerstörten für künftige Generationen das natürliche Weltnaturerbe der viertgrößten Insel der Welt. Es sei dringend erforderlich, dass auch die neuen Machthaber in der fernen Hauptstadt Antananarivo die lokalen Behörden und die Bevölkerung sensibilisierten, um die natürlichen Ressourcen zu erhalten. «Der Ausverkauf ist in vollem Gange. Die Natur ist Geisel der derzeitigen politischen Krise, die alles lähmt», stöhnt Patel.

Die Primatologin Mireya Mayor pflichtet ihm bei: «Die illegalen Holzfäller dringen in die Wälder ein, bauen Camps, zerstören Lebensräume und essen die hier lebenden Tiere, inklusive der Lemuren.» Parkwächter, die um ihr Leben fürchten, seien von ihren Posten längst geflohen. Patricia Wright, eine Lemurenexpertin, warnt davor, wegen des Machtwechsels die Hilfen für die Naturerhaltung in Madagaskar komplett einzustellen. Dies öffne der weiteren Ausbeutung Tür und Tor, wenn die Parks mangels Wächtern ungeschützt bleiben. Mayor: «Wir wissen derzeit wirklich nicht wie es weiter geht.» (dpa)
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