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11.05.2021 | 06:16 | Klimaschutz 

Nähert sich Baden-Württemberg dem Klimaziel 2020?

Stuttgart - Der Rückgang der gesamten Treibhausgas(THG)-Emissionen in Baden-Württemberg hat sich nach 2017 stark beschleunigt. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Landesamtes lagen die THG-Emissionen im Jahr 2019 bei 72,2 Millionen (Mill). Tonnen CO2-Äquivalenten.

Klimaziel 2020 Baden-Württemberg
Treibhausgas-Emissionen 2019 um 4 % gesunken – Emissionen der Stromerzeugung auf Rekordtief. (c) proplanta
Sie sind damit im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Mill. Tonnen bzw. 4 % zurückgegangen. Gegenüber dem Referenzjahr 1990 sanken die Emissionen um knapp 19 % (17 Mill. Tonnen CO2-Äquivalente). Das war der mit Abstand niedrigste Wert seit 1990. Sogar das durch die Wirtschaftskrise geprägte niedrige Emissionsniveau 2009 wurde deutlich unterschritten (−3,8 Mill. Tonnen gegenüber 2009).

Das Klimaschutzgesetz Baden-Württembergs sieht eine Reduktion der THG-Emissionen um 25 % bis 2020 bezogen auf 1990 vor. Um die THG-Minderungsziele der Landesregierung bis 2020 zu erreichen, müssten noch weitere 5,4 Mill. Tonnen CO2-Äquivalenten (−7,5 %) gegenüber 2019 reduziert werden.

Im Jahr 2019 gingen die Emissionen bei nahezu allen Treibhausgasen (Kohlendioxid, Methan und Lachgas) zurück. Beim mengenmäßig bedeutendsten Treibhausgas Kohlendioxid (CO2), das aktuell 91 % der Treibhausgasemissionen im Land ausmacht, lag die Minderung gegenüber 2018 bei knapp 4,2 %. Die übrigen Treibhausgas-Emissionen verteilten sich auf Methan mit 5,6 % und Lachgas mit 3,4 %. Gegenüber dem Vorjahr sanken die Emissionen von Methan um 2,9 %. Die Lachgas-Emissionen blieben dagegen unverändert (+0,2 %).

Energiewirtschaft/Industrie: Den größten Beitrag zur gesamten Emissionsreduktion im Jahr 2019 lieferte die Energiewirtschaft, vor allem durch den zuletzt massiven Rückgang beim Steinkohleeinsatz. Gegenüber dem Vorjahr sanken die Emissionen der Kraftwerke für die Versorgung mit Strom und Wärme um fast 25 % und fielen damit auf ein historisches Tief.

Die wesentlichen Treiber für diese starke Emissionsabnahme waren die gestiegenen CO2-Zertifikatspreise, die niedrigen Marktpreise für Erdgas sowie der wachsende Anteil Erneuerbarer Energien. Diese drei Effekte haben die emissionsintensive Steinkohleverstromung unwirtschaftlicher gemacht und 2019 vom Markt verdrängt.

2019 deckten die Erneuerbaren Energien gut ein Drittel (31 %) der Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg ab und lieferten erstmals mehr Strom als Steinkohle. Im Sektor Industrie sanken die Treibhausgasemissionen 2019 um 2,6 %. Diese Entwicklung hängt mit der gegenüber 2018 abgeschwächten Konjunktur zusammen.

Dagegen war im Sektor Haushalte/GHD1 ein starker Emissionsanstieg zu verzeichnen. Die Treibhausgas-Emissionen stiegen im Vergleich zu 2018 um 10,4 %. Mittlerweile fast ein Viertel (24 %) der gesamten Treibhausgas-Emissionen wird in diesem Sektor ausgestoßen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung waren die niedrigen Heizölpreise, die den Heizölabsatz2 merklich angekurbelt haben. Daneben hatte auch die Witterung einen Einfluss auf die Emissionszunahme. Nach dem extrem warmen Jahr 2018 war das Jahr 2019 während der Heizperiode wieder etwas kühler.

Mit gut 23,5 Mill. Tonnen verursachte der Verkehrssektor 2019 rund 33 % der gesamten Treibhausgas-Emissionen im Land. Damit bleibt der Straßenverkehr auch im Jahr 2019 der Sektor mit dem größten Emissionsanteil. Gegenüber dem Vorjahr haben die verkehrsbedingten Emissionen nur leicht zugenommen (+0,8 %).

Der Großteil dieses Anstiegs geht auf den Güterverkehr zurück. Während die Emissionen im Pkw-Verkehr 2019 unverändert auf dem Vorjahresniveau blieben, stieg der CO2-Austoß im Güterverkehr um 1,4 % an. Im Jahr 2019 gingen die landwirtschaftlichen Emissionen nur geringfügig zurück (−0,8 %).

1Haushalte und Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und übrige Verbraucher (GHD)

2Die niedrigen Heizölpreise dürften in Haushalten zum Aufbau der Tankbestände geführt haben. Somit sind bei diesen Interpretationen immer auch Effekte der Lagerhaltung des Heizöls zu beachten, so dass Schlüsse über den tatsächlichen Energieverbrauch frühestens anhand der Ergebnisse des darauffolgenden Jahres gezogen werden können.
StaLa BW
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