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11.09.2009 | 18:25 | Küstenschutz 

Neues Konzept für Landesschutzdeiche in Schleswig-Holstein

Kiel - Küstenschutzminister Christian von Boetticher hat eine Anpassung der Küstenschutzstrategie des Landes Schleswig-Holstein an den Klimawandel angekündigt.

Welle
(c) proplanta
"Die neuesten Erkenntnisse zum künftigen Meeresspiegelanstieg haben uns veranlasst, die bisherige Küstenschutzstrategie zu verbessern", sagte er heute (11. September). Bereits aktuell werden Deichverstärkungen in Schleswig-Holstein mit einem "Klimazuschlag" von 50 Zentimetern ausgeführt. Seit das Land den "Generalplan Küstenschutz" eingeführt hat, wurden so bereits 36 Kilometer Landesschutzdeiche mit Kosten in Höhe von ca. 107 Millionen Euro verstärkt. Weitere 76 Kilometer, meistens auf den exponierten Inseln, sollen in den nächsten Jahren folgen. "Der Sicherheitsstandard dieser verstärkten Deiche ist damit so hoch wie nie zuvor", erläuterte von Boetticher.

Weiter betonte er, dass der derzeit berücksichtigte Klimazuschlag von 0,5 Metern an der Nordsee und der Elbe sowie 0,3 Metern an der Ostsee ausreiche, um den vom UNO-Klimarat im Jahre 2007 veröffentlichten Angaben zum Meeresspiegelanstieg mit Werten zwischen 20 und 60 cm bis zum Jahre 2100 zu begegnen.

Neuere Forschungen deuteten jedoch darauf hin, dass möglicherweise auch mit einem stärkeren Meeresspiegelanstieg zu rechnen sei. Allerdings habe auch die Unsicherheit zu einzelnen Klimafaktoren, etwa der künftigen Kohlendioxidaufnahme durch die Ozeane, wieder zugenommen. In der Folge habe sich die Bandbreite der Projektionen stark ausgeweitet; derzeit reiche sie von 0,2 bis 1,4 Metern. Küstenschutzminister von Boetticher: "Um diesen Unsicherheiten und großen Bandbreiten nachhaltig zu begegnen, sind flexible so genannte 'No-Regret-Maßnahmen' erforderlich. Diesen Auftrag habe ich meinen Küstenschützern gegeben."

Resultat: Die bisherigen Deichverstärkungen wurden mit einem Profil ausgeführt, das unterschiedliche Neigungen auf der seewärtigen Deichböschung aufwies. Künftig soll nun die Außenböschung mit einer einheitlichen und flacheren Neigung ausgestaltet und die Deichkrone von bisher 2,5 auf fünf Meter verbreitert werden. "Durch diese zusätzlichen Maßnahmen wird ein signifikanter Sicherheitszuwachs erzielt. Der größte Vorteil ist jedoch, dass so eine Baureserve für spätere Nachverstärkungen geschaffen wird", sagte von Boetticher. Falls der Meeresspiegel stärker als 50 Zentimeter ansteige, hätten nachfolgende Generationen die Möglichkeit, mit geringem Aufwand dem Deich eine zusätzliche "Kappe" aufzusetzen. Mit dieser Maßnahme könne dann einem zusätzlichen Meeresspiegelanstieg von sogar bis zu einem Meter begegnet werden. Mit diesem mehrstufigen Verfahren werde die gesamte Bandbreite der aktuellen Meeresspiegelszenarien abgedeckt. Weiterer Vorteil: Die zusätzlichen Kosten für die Abflachung und Verbreiterung liegen bei nur bis zu 20 Prozent der heute regulären Kosten für eine Deichverstärkung.

"In Anbetracht der gut 300.000 Einwohner in unseren Küstenniederungen halte ich diese Investition für angebracht und den nachfolgenden Generationen gegenüber für sachgerecht", betonte Christian von Boetticher. Die Finanzierung sei durch das Sonderprogramm "Maßnahmen des Küstenschutzes infolge des Klimawandels", das gemeinsam von Bund und Ländern im Jahre 2008 aufgelegt wurde, gesichert.

Die Kosten für eine eventuelle Anpassung durch späteres Aufsetzen einer "Kappe" liegen zudem bei nur etwa zehn Prozent einer regulären Deichverstärkung. Dadurch verringerten sich die Klimafolgenkosten für die nächsten Generationen, die den Klimawandel nicht verursacht habe, entsprechend.

"Wir haben in den letzten Jahren im Küstenschutz viel erreicht. Mit dem neuen Konzept sind wir nochmals ein gutes Stück vorangekommen, Schleswig-Holstein auf die Folgen des Klimawandels einzustellen", sagt der Minister. Gleichzeitig werde auch Schleswig-Holstein nicht nachlassen, seinen Beitrag zum Klimaschutz und zur Begrenzung des Klimawandels zu leisten, betonte er. (PD)
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