Die Tiere stammen aus dem Atlantik vor dem Nordosten der USA und kamen nicht über einen «Umweg» aus dem Schwarzen Meer. Dies wiesen Forscher des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) nach. Es stehe fest, dass die beiden Invasionen nach Europa unabhängig voneinander abliefen. «Das stützt die These von einer künstlichen Verbreitung im Ballastwasser von Handelsschiffen», erklärte am Donnerstag Prof. Thorsten Reusch, der seine Studie dazu in der aktuellen Ausgabe des Journals «Molecular Ecology» präsentiert.
Die amerikanische Rippenqualle war in den 80er Jahren ins Schwarze Meer eingeschleppt worden, wo sie das Ökosystem massiv veränderte. Sardellen-Bestände brachen zusammen, eine ganze Fischerei-Industrie verlor die wirtschaftliche Grundlage.
2006 wurde die Art erstmals in der Ostsee entdeckt, kurze Zeit später auch in der Nordsee. Wie Kriminalisten nutzten die Forscher den genetischen Fingerabdruck mittels sogenannter Wiederholungsregionen in der Erbinformation. Von Forscher-Kollegen aus den USA, aus der Türkei, Bulgarien, Dänemark, der Ukraine und aus dem Iran ließen sie sich getrocknete Rippenquallen-Exemplare schicken.
Der Vergleich der Erbinformationen ergab, dass die Exemplare aus dem Schwarzen Meer denen aus dem
Golf von Mexiko sehr ähnlich sind. Sie unterscheiden sich aber ebenso deutlich von den Quallen aus der Ostsee, die wiederum sehr eng mit Mnemiopsis leidyi vor den USA verwandt sind. «Die Invasoren in der Ostsee stammen also von der nördlichen amerikanischen Population ab, die im Schwarzen Meer von der südlichen», resümierte Reusch. «Eine natürliche Ausbreitung aus dem Schwarzen Meer über Flüsse und Kanäle in die Ostsee kann ausgeschlossen werden.» (dpa)