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24.05.2012 | 07:02 | Erdbeben in Norditalien 

Parmesanregion von Erdbeben betroffen

Parma / Rom - Zu Tausenden kippten die kiloschweren Käselaibe aus den meterhohen Gestellen, stürzten zu Boden und zersprangen: Das Erdbeben in Norditalien hat große Teile der Parmesan-Herstellung getroffen.

Erdbeben
(c) puck - fotolia.com
Rund 300.000 Laibe sind nach Angaben der landwirtschaftlichen Vereinigung Coldiretti und des italienischen Verbands der Landwirte (CIA) bei dem schweren Beben der Stärke 6,0 vernichtet worden - fast ein Zehntel der Jahresproduktion.

«Es hat das Herz der Parmesanregion getroffen», sagt Giorgio Apostoli, Referent für Zucht und Tierhaltung von Coldiretti. Auch die Schweine für den berühmten Parma-Schinken werden teilweise in der Erdbebenregion gemästet - wie viele Tiere in einstürzenden Ställen unter Trümmern verendeten, ist noch nicht ganz klar.

Doch der «Parmigiano» ist besonders betroffen. Denn die 40 Kilogramm schweren Laibe reifen auf sieben oder acht Meter hohen Gestellen. Und die hat das Erdbeben zum Einsturz gebracht. Auch wenn vielerorts die Gebäude standhielten - die Laibe stürzten zu Boden. Auch 100.000 Laibe Grana Padano wurden laut Coldiretti vernichtet.

«Wir müssen die Käse wegwerfen, sie sind aufgeplatzt», sagt Apostoli. «Die Familien der Hersteller sind verzweifelt.» Teils wurde die Arbeit eines Jahres vernichtet - denn der Parmesan muss etwa 15 Monate reifen, wie Apostoli erklärt.

Die Bauern-Verbände schätzen die Schäden für die Landwirtschaft insgesamt auf rund 150 bis 200 Millionen Euro. Auch an landwirtschaftlichen Gebäuden entstand großer Schaden. Bauern und Betriebe fordern nun Steuerstundungen.

Die Bezeichnung «Parmesan» ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung - der Käse muss tatsächlich aus der Region kommen. Von den fünf Provinzen, in denen der Käse hergestellt wird, sind laut Apostoli drei von dem Beben betroffen: Modena, Bologna und Mantua. Dennoch erwarte er erst einmal keine Engpässe bei der Versorgung.

«Vielleicht müssen wir in der nächsten Zeit ein bisschen sparen und ein bisschen weniger kaufen», sagt Apostoli. «Aber es gibt noch Käse.» Von 3,3 Millionen Laiben jährlich gehen 800.000 in den Export - den gesamten Rest verspeisen die Italiener selbst.

Der landwirtschaftliche Genossenschaftsverband Fedagri-Confcooperative schätzt die Zahl der kaputten Parmesan-Laibe etwas niedriger auf 280.000 und beim Grana Padano auf 50.000 - dennoch bleibt der Schaden groß. Bei einem von Coldiretti genannten Kilopreis von 15,30 Euro ist allein ein 40-Kilo-Laib schon gut 600 Euro wert.

Die Käsereien versuchen nun zu retten, was zu retten ist. «Es ist ein Kampf gegen die Zeit», sagt Oriano Caretti von der gleichnamigen landwirtschaftlichen Produktionsstätte.

«Wir müssen jetzt die unversehrten und die beschädigten Laibe auseinandersortieren.» Dabei wissen die Hersteller oft nicht einmal, wo sie die unversehrten Laibe jetzt reifen lassen sollen - denn die entsprechenden Strukturen sind zerstört.

Der Parmesan hat eine sehr lange Tradition. Historische Quellen beschreiben den Käse bereits im 13. Jahrhundert. Auch der Parmaschinken hat eine lange Tradition, auch diese Spezialität genießt einen weitgehenden europäischen Schutz.

Er muss nicht nur in Parma hergestellt, geschnitten und abgepackt werden, sondern er darf auch nur aus bestimmten Schweinerassen aus einem bestimmten Gebiet hergestellt sein - und die Erdbebenregion der Emilia Romagna gehört zu diesem Gebiet.

Die Bauern aus der Region haben dem Verband Coldiretti bisher mehr als 100 bei dem Beben verendete Schweine gemeldet, aber es können noch mehr werden.

Dennoch dürfte die Schinken-Spezialität von dem Erdbeben weniger betroffen sein. Denn die Herstellung ist eng auf den Raum Parma beschränkt - und den hat das Erdbeben nicht getroffen. (dpa)
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