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09.08.2013 | 16:09 | Erhöhte Eisenwerte 

Rostschlamm bedroht Spreewald

Berlin - Der Spreewald ist nach Einschätzung von Greenpeace auch nach dem Juni-Hochwasser durch Schadstoffe aus alten Lausitzer Braunkohle-Tagebauen bedroht.

Belastetes Gewässer
(c) proplanta
Messungen an Gewässern südlich des Biosphärenreservates hätten hohe Konzentrationen an Eisenoxid ergeben, berichtete der Klima- und Energieexperte Niklas Schinerl am Donnerstag in Berlin.

Die Werte erreichten bis zu 100 Milligramm Eisen pro Liter. Bereits ab 3 Milligramm werde das Ökosystem geschädigt. Fische und Kleinkrebse müssten bei zu hohem Eisengehalt sterben. Der Bergbausanierer LMBV in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) verwies auf erste Erfolge bei der Reinigung des eisenhaltigen Wassers.

Das Eisenoxid sowie die Schwefelverbindung Sulfat stammen aus ehemaligen DDR-Bergwerken in Ostsachsen und Südbrandenburg. Mit dem Kohleabbau wurde auch das Abpumpen von Grundwasser eingestellt. Dadurch steigt das Grundwasser und schwemmt die Schadstoffe aus, verstärkt durch Regen und Hochwasser. So mussten Anfang Juni die Tore der Spree-Talsperre Spremberg (Spree-Neiße) weit geöffnet werden. Dadurch wurden große Mengen eisenhaltigem Schlamm, die sich dort aufgestaut hatten, flussabwärts durch Cottbus in Richtung Spreewald gespült.

Hohe Eisenwerte wurden etwa am Lorenzgraben, an der Wudritz, am Vetschauer Mühlenfließ und am Greifenhainer Fließ gemessen, sagte der Greenpeace-Experte. Dagegen seien in der Mitte und im nördlichen Bereich des Spreewaldes keine problematischen Konzentrationen festgestellt worden. Die Messergebnisse am Südrand des Biosphärenreservates zeigten jedoch, dass die Sofortmaßnahmen der Landesregierung Brandenburgs wirkungslos seien. Dazu gehöre eine Wasserreinigungsanlage an der Spree, die offenkundig nicht funktioniere.

Das staatliche Unternehmen LMBV hatte Ende Mai bei Vetschau (Oberspreewald-Lausitz) eine alte Grubenwasser-Reinigungsanlage wieder in Betrieb genommen. Sie soll verhindern, dass eisenhaltiges Wasser dort aus dem alten Tagebau in die Spree gelangt. «Die Analysenwerte zeigen, dass etwa 70 Prozent des Eisens im Fließ in der Anlage zurückgehalten werden können», sagte Uwe Steinhuber, Sprecher der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV). Das Vetschauer Mühlenfließ weise nach dem Verlassen der Anlage unkritische Konzentrationen von etwa 2 Milligramm Eisen pro Liter auf.

Nach Ansicht von Greenpeace muss das Problem an der Quelle bekämpft werden, also direkt an den stillgelegten Tagebauen. Dies könne etwa mit Barrieren und Kalkung geschehen, sagte Schinerl. Das Land Sachsen, wo die meisten der alten Bergwerke liegen, habe sich bislang seiner Verantwortung entzogen.

Das Energieunternehmen Vattenfall erklärte in Cottbus, es habe keinen Anteil an den Braunfärbung der Spree. Vattenfall halte sich an die strengen Auflagen. Es leite drei Viertel des in den Tagebauen gehobenen Grundwassers - jährlich etwa 300 Millionen Kubikmeter - zur Reinigung in moderne Anlagen und danach vor allem in die Spree. Ein weiteres Viertel, also 100 Millionen Kubikmeter, werde direkt an Gewässer und Schutzgebiete verteilt. Das Problem der Braunfärbung werde durch neue Tagebaue nicht verschärft, hieß es.

Greenpeace fordert, die fünf Lausitzer Braunkohletagebaue möglichst bald zu schließen. Der Betreiber Vattenfall solle außerdem keine neuen Gruben öffnen, damit sich die Umweltprobleme in den nächsten Jahrzehnten nicht noch verschärften. (dpa)
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