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24.06.2016 | 08:08 | Landschaftspflege 

Schottische Rinder als Naturschützer im Einsatz

Rheinstetten - Problempflanzen aufgepasst, die Schotten kommen. Ihre Mission: Gewächse wie die Kanadische Goldrute und die Späte Traubenkirsche vernichten und trotzdem die Artenvielfalt im Südwesten erhöhen.

Landschaftspfleger
Sie kommen aus einer kargen Region: Schottische Hochlandrinder sind genügsam und können deshalb die Natur schützen. Ihr imposantes Erscheinungsbild hilft ihnen dabei. (c) proplanta
Im Einsatz: Hochlandrinder. Weil in den schottischen Highlands nicht so viel wächst, sind diese Rinder an einen besonderen Geschmack gewöhnt: «Dadurch, dass sie dürftiges Material fressen, essen sie viel, was anderen nicht schmeckt», sagt die Naturschutzreferentin des Regierungspräsidiums Karlsruhe, Silke Schweitzer.

In dem Naturschutzgebiet Allmendäcker in Rheinstetten bei Karlsruhe leben seit Juni sieben Schottische Hochlandrinder. Es ist das erste Mal, dass in dem Bezirk solche Tiere in einem Naturschutzgebiet grasen. Das Revier der sieben Bullen ist 22 Hektar groß. «Wir wollen ausprobieren, wie sich das auswirkt», sagt Schweitzer. 

Naturschützer loben das Projekt. Dort, wo Tiere weiden, entstehe eine besondere Artenvielfalt, sagt Hartmut Weinrebe vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Laut dem Naturschutzbund (Nabu) ist gezielte Beweidung in Deutschland nicht so verbreitet wie in Frankreich oder den Niederlanden. Doch inzwischen spielt sie hierzulande laut Experten eine immer größere Rolle.

Auch Schafe, Pferde und Esel werden in einigen Naturschutzgebieten gezielt für die Landschaftspflege eingesetzt. Im Südwesten zum Beispiel im Bereich «Albtal und Seitentäler» weiden Angusrinder und Islandpferde. Auf der Schwäbischen Alb etwa sorgen Schafe dafür, dass die Wacholderheide nicht zuwächst.

Das baden-württembergische Umweltministerium unterstützt nach eigenen Angaben 15.000 Hektar «naturschutzfachlich wertvolle» Weiden. Laut Umweltministerium wird Rinderbeweidung mit 250 Euro je Hektar und Jahr gefördert. Naturschützer Weinrebe fordert noch mehr Geld vom Staat für Beweidung von Naturschutzgebieten.

Die Idee dabei: Die Tiere fressen lästige Pflanzen weg. Ihr Kot kann die Bodenvegetation zusätzlich anregen. Und durch ihr Fell helfen, sich Sporen von den Pflanzen in der Landschaft zu verteilen. Weil die Rinder in den schottischen Highlands nicht ans Vielfressen gewöhnt wurden, sind sie mit bis zu 800 Kilo vergleichsweise leicht. Der Boden wird durch ihre Hufe sanft gepflügt, dadurch finden viele Arten einen Lebensraum. Und die Initiatoren setzen auch darauf, dass die gehörnten Tiere Naturfeinde abschrecken.

«Das Entscheidende ist, dauerhaft dran zu bleiben», sagt Naturschützer Weinrebe. Nach nur einem Jahr werde es durch die Rinder wohl noch keine nachhaltigen Veränderungen geben. Das dauere. Die Rinder vom Naturschutzgebiet Allmendäcker sollen nach einigen Jahren als Zuchttiere verkauft oder bei einem Bauern aus Baden-Baden geschlachtet werden.
dpa/lsw
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