Der Seewetterdienst Hamburg gab am frühen Mittwochmorgen eine Starkwind-Warnung für die Ostseeküste heraus. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erwartet bis zum Mittag Pegelstände von bis zu 1,30 Metern über dem mittleren Wasserstand. Für die Nordsee besteht nach Angaben des BSH dagegen am Mittwoch keine Sturmflutgefahr mehr.
Auf der Hochseeinsel Helgoland in der Nordsee hatte das Hochwasser seinen Scheitelpunkt am Vortag bereits gegen 13.30 Uhr mit 1,55 Meter über dem normalen Hochwasser erreicht. Der Verkehr zwischen Cuxhaven und Helgoland wurde eingestellt. Die ost- und nordfriesischen Inseln sowie die Halligen waren den Tag über teilweise auf sich allein gestellt, da die Fähren in den Häfen blieben.
Die erste größere Sturmflut des Jahres hatte mit dem Tief «Benjamin» am Dienstag auch die niedersächsische Küste erreicht. Schäden wurden zunächst keine bekannt, das ganze Ausmaß werde voraussichtlich erst am Mittwoch zu sehen sein, hieß es. Dann sollen die Wasserstände sinken, die am Dienstag knapp unterhalb den Werten einer schweren Sturmflut lagen.
Der Deutsche Wetterdienst (
DWD) rechnete mit schweren Sturmböen aus Nordwest bis Nord der Stärke 10. Vereinzelt sollte es auch orkanartige Böen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 105 Kilometern pro Stunde entsprechend
Windstärke 11 geben.
Für die Hansestadt Lübeck und das Ostseebad Lübeck-Travemünde wurden Wasserstände um 6,10 Meter erwartet. Der normale Wasserstand liegt bei etwa 5 Metern. Damit werde das Hochwasser voraussichtlich niedriger ausfallen, als bei der Sturmflut Anfang Januar, sagte ein Sprecher des BSH.
Damals hatte das
Sturmtief «Zeetje» eine schwere Sturmflut mit Wasserständen von 1,50 bis zwei Meter über dem mittleren Wasserstand verursacht. In Lübeck war das Hochwasser bis auf 1,79 Meter gestiegen, in Travemünde lag der höchste Wasserstand bei 1,76 Meter über dem mittleren Hochwasser.
Einen ersten Vorgeschmack lieferte «Benjamin» bereits am Dienstag. In Hamburg wurde der Fischmarkt überflutet, viele Fähren zu den Nordseeinseln stellten ihren
Betrieb ein. In Lübeck-Travemünde drückte eine Sturmböe ein 218 Meter langes Fährschiff beim Anlegemanöver gegen den Anleger.
Am Mittwoch werden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) an der Ostseeküste Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommerns Windgeschwindigkeiten von 80 Kilometern in der Stunde (8 Beaufort) erwartet. In exponierten Lagen muss auch mit schweren Sturmböen um 90 Kilometer pro Stunde (10 Beaufort) gerechnet werden.
In Lübeck reagierten die meisten Bürger gelassen. An der Lübecker Obertrave lagen die Sandsäcke griffbereit am Straßenrand, an der Musikhochschule und anderen Gebäuden waren die Eingänge bereits mit Hochwasserschots verbarrikadiert. Im Ostseebad Heiligenhafen im Kreis Ostholstein wurden vorsorglich die Deichdurchlässe und die zur Ostsee offenen Regenwasserkanäle sowie die mobilen Hochwasserschutzwände im Hafenbereich geschlossen. In dem Ostseebad hatte Sturmtief «Zeetje» schwere Schäden angerichtet.
Nach Angaben des BSH soll «Benjamin» nach Südosten abziehen. Am Mittwoch gegen 12 Uhr werde es voraussichtlich bereits über Südpolen liegen, so dass der Sturm an der Ostseeküste abflauen und das Hochwasser zurückgehen werde, sagte ein BSH-Sprecher.