«Burglind» brachte am Mittwoch orkanartige Böen von mehr als 120 Kilometern pro Stunde und peitschenden Regen. Es kam zu Behinderungen im Verkehr auf Straßen, Zugstrecken und Fährlinien an den Küsten, Bäume stürzten um.
Die Flüsse in Nordrhein-Westfalen steigen teils gefährlich. Köln und andere Städte wappnen sich für ein drohendes Hochwasser. Von Verletzten durch «Burglind» war zunächst nichts bekannt. In anderen europäischen Ländern hieß das Tief «Eleanor» und behinderte ebenfalls das öffentliche Leben. In Frankreich kam ein Mensch ums Leben.
In den kommenden Tagen wird es laut Wettedienst vor allem im Südwesten regnen. «Daher gibt es in den dortigen Staulagen Unwetterwarnungen wegen Dauerregens», sagte Christoph
Hartmann von der Wettervorhersagezentrale am Mittwoch in Offenbach. Regen- und Schmelzwasser können sich dann lokal zu
Hochwasser summieren. Im Norden bleibt es zunächst bei Schauern. Zum Wochenende hin bleibt es unbeständig und meist sehr mild.
Vor allem im Westen und Südwesten Deutschland waren Straßen blockiert und der Regional- und Fernverkehr der Bahn gestört. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz. Mehrere Zoos und Tierparks blieben geschlossen - wegen der Gefahr von herunterfallenden Baumteilen.
Auf Deutschlands höchstem Berggipfel, der
Zugspitze, fuhr die Zahnradbahn nicht. Das Skigebiet Garmisch-Classic blieb geschlossen. Wegen herumfliegender Bandenteile und Werbebanner musste die vierte Etappe der Tour de Ski der Langläufer in Oberstdorf vorzeitig beendet werden. Nach dem Prolog der Damen reagierte die Jury und brach den Wettbewerb ab.
Auf der 1.163 Meter hohen Hornisgrinde des Nordschwarzwaldes wurde zwischen 8.00 und 9.00 Uhr eine Windgeschwindigkeit von 159 Stundenkilometern gemessen. Damit könne man dort von einem «extremen Orkan» sprechen, hieß es beim DWD.
In Cuxhaven wurde die einzige Insel-Fährverbindung nach Helgoland vorsorglich eingestellt. Einige Urlauber seien bereits am Dienstag abgereist, andere würden zurück fliegen oder länger bleiben, sagte eine Sprecherin auf der Hochseeinsel.
Im Fernverkehr gab es Einschränkungen auf den Strecken Köln-Bonn, Köln-Aachen, Aachen-Krefeld, Kaiserslautern-Ludwigshafen und Köln-Niederlahnstein, wie die Bahn am Vormittag per
Twitter mitteilte. Aktuell sei noch nicht absehbar, wann die Verbindungen wieder voll befahrbar seien.
Der Deutsche Wetterdienst (
DWD) warnte weiter besonders vor umstürzenden Bäumen. «Die Böden sind durch den Regen der vergangenen Tage durchnässt, Bäume kippen leichter um», sagte der DWD-Meteorologe Robert Hausen. In Wäldern solle man sich lieber nicht aufhalten. Es könne noch bis in die Nacht zum Donnerstag gefährliche Sturmböen geben.
Erste Probleme gibt es auch an den Flüssen. In Köln wurde die Hochwassermarke I überschritten, bei der Schiffe ihre Geschwindigkeit reduzieren müssen. Die Stadt wappnet sich gegen drohende
Überflutungen durch Hochwasser im Rhein.
In den niederländischen Küstengebieten fielen Intercitys aus, Deiche und Brücken wurden für den Autoverkehr gesperrt. Zum ersten Mal sind alle fünf Sturmflutwehre geschlossen worden. «Das hat es noch nie zuvor gegeben», twitterte die niederländische Wasserbehörde.
In Frankreich kam ein Mensch ums Leben. Grund sei ein umgefallener Baum im Alpen-Skiort Morillon, hieß es beim Zivilschutz. Ebenfalls in Frankreich waren infolge des Sturms am frühen Mittwochnachmittag 225.000 Haushalte ohne Strom, wie der Netzbetreiber Enedis mitteilte.
Betroffen waren Regionen im Norden und Nordosten von der Normandie bis ins Elsass. 2.500 Mitarbeiter waren im Einsatz, um die
Versorgung wieder herzustellen. Auch in Irland und Großbritannien hatten Tausende Haushalte keinen Strom.
Im Schweizer Skigebiet Pizol im Kanton St. Gallen sind nach Unwettern mehrere Bäume auf die Tragseile einer Bergbahn gestürzt. Wie viele Menschen am Mittwoch in den Gondeln festsaßen, war zunächst unklar, Verletzte soll es keine geben, wie die Polizei mitteilte.
Helikopterflüge waren wegen des Sturmtiefs zunächst nicht möglich. Es würden Maßnahmen geprüft, wie die Wintersportler in Sicherheit gebracht werden könnten. Die Lawinengefahr in den Bergen wurde als «sehr kritisch» eingestuft.