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27.01.2010 | 14:43 | Tiere & Wetterschutz  

Tiere trotzen Kälte mit Bioheizung und Dauerwelle

Bonn - Eine Dauerwelle schützt das Reh, dem Wildschwein hilft die dicke «Unterwäsche» und der Dachs wärmt sich mit einer selbst gebauten Bioheizung:

Kälteschutz bei Wildtieren
(c) proplanta
Während der Mensch im Haus die Heizung aufdreht, schützen Wildtiere sich mit raffinierten biologischen Tricks und Fähigkeiten gegen die bittere Kälte. Viele Vierbeiner reduzieren ihre Körperfunktionen und manche tauchen einfach rechtzeitig ab, bevor die harte Winterzeit naht, wie der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) in Bonn erklärt. Dennoch macht die anhaltende Kälte besonders Pflanzenfressern zu schaffen.

Jäger und Förster müssen dann sogar zufüttern. Vor allem aber helfen Mechanismen der Natur: So haben Rehe ein besonders langes Winterhaar, das gewellt ist, Luft einlagert und gut isoliert, erzählt Biologe Torsten Reinwald vom DJV. «Diese Dauerwelle wirkt wie eine Art Daunenjacke.» Die Vertreter der Hirsch-Familie können auch Herzschlag und Körpertemperatur deutlich senken. «Sieht man als Spaziergänger ein regungsloses Reh, denkt man: "Ach, wie zutraulich". Das Reh will aber nur Energie sparen.» Werde es von einem Hund gehetzt, stelle es sekundenschnell auf Alarm und Flucht um und verschwende damit viel Energie. Auch der Bayerische Jagdverband appelliert daher an Hundehalter wie auch Wintersportler, jetzt besonders viel Rücksicht zu nehmen.

Der Allesfresser Dachs kommt dank Bioheizung klar. «Im Herbst und Frühwinter schleppt der Dachs Stroh und Blätter in den Bau. Das fängt mit Hilfe von Bakterien an zu gären und produziert Wärme», sagt Reinwald. Der Waldbewohner schaue in der kalten Zeit nur ab und zu mal aus seinem Bau heraus: «Er schläft nicht, sondern schlummert so vor sich hin und findet als Allesfresser immer irgendwas zu fressen.» Das gilt auch für Wildschweine: «Denen geht es eigentlich immer gut, anspruchslos wie sie sind. Das Wildschwein frisst eben alles - Eicheln, Maden, Pizza.» Außerdem tragen sie im Winter eine dichte Unterwolle unter den Deckhaaren. Aber: Einige Frischlinge werden diesen Winter wieder nicht überleben.

Reh und Rothirsch leben derzeit auf Sparflamme und kommen wohl Ende Februar in eine sehr kritische Phase, meint Reinwald. In ganz kalten Regionen wie im brandenburgischen Havelland gilt seit Dienstag eine «Notzeit für Tiere». «So eine Notzeit kommt in den bayerischen Alpen und in den Mittelgebirgen Harz oder Eifel schon mal vor, ist sonst aber selten», erklärt Reinwald. «Förster und Jäger müssen dann füttern, artgerechtes spezielles Futter, viel Heu.» Pflanzenfresser kommen durch die vereiste Schneedecke nicht mehr an Nahrung. Die Jägerschaft in Rheinland-Pfalz verweist auf eine höhere Sterblichkeit in kalten Wintern und verlangt, das Fütterverbot zu lockern.

Kleine Säugetiere wie Igel oder Sieberschläfer haben sich rechtzeitig in den Winterschlaf verabschiedet. «Der Siebenschläfer verschläft die unangenehme Zeit, auch gern in alten Vogelnistkästen.» Während man Waldtiere keinesfalls mit Brot, Nudeln oder Speiseresten füttern sollte - das kann lebensgefährliche Koliken auslösen - können Vögel Hilfe aus dem Futterhäuschen brauchen, sagt der Deutsche Tierschutzbund. «Vögel haben die Futterhäuschen in ihrer Nahrungssuche-Route integriert und sollten sich daher auch auf regelmäßiges Bestücken verlassen können», so Sprecher Marius Tünte.

Gassi gehen sei auch bei Tiefsttemperaturen erlaubt, betont der Tierschutzbund. Sobald der Hund zittere, müsse aber Schluss sein. Jäckchen, Deckchen und Pfotenschützer braucht ein gesundes Tier nicht. «Das ist nicht artgerecht», sagt Tünte. Wichtig dagegen: «Streusalz sollte abgespült werden, da es Entzündungen verursachen kann.» Rinder, Pferde und Schafe sind robust: «Die meisten stehen im Stall, aber von Natur aus würden sie es auch draußen schaffen.» Übrigens denken selbst bei tiefsten Minusgraden einige Arten an die Liebe, wie der DJV verrät: Füchse «bellen» in den klirrend kalten Nächten auf der Suche nach einem Partner. «Rauschige» Wildschwein- Bachen versprühen Düfte und dulden derzeit auch ausdrücklich Keiler in ihre Nähe. (dpa)
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