Wenn Tümpel austrocknen, leiden Frösche, Molche und andere Amphibien darunter. Die Klimaerwärmung bedroht auf Wasser angewiesene Tiere. Nabu-Experte Ralf Berkhan sieht vor allem zwei Gefahren. (c) proplanta
«Wir führen das allgemein auf die Trockenheit der vergangenen Jahre zurück», sagte Ralf Berkhan, Amphibien-Experte beim Naturschutzbund (Nabu) Niedersachsen der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem bei Moor- und Grasfröschen, die besonders auf feuchte Böden angewiesen seien, habe es einen deutlichen Rückgang gegeben.
Dies hätten zumindest zahlreiche Helferinnen und Helfer bei der Amphibienwanderung im Frühjahr berichtet, sagte der Biologe. Viele der heimischen Kröten oder Frösche haben dem Nabu Niedersachsen zufolge bereits den Dürresommer 2022 nicht überstanden oder sie finden immer weniger Lebensräume.
Schon seit mehreren Jahren sind die Böden laut dem Deutschen Dürremonitor viel zu trocken; vor allem in den Sommermonaten sind die Wasserstände von Flüssen oder Seen in vielen Regionen niedrig. Experten werten dies als Folge des Klimawandels.
Amphibien benötigen aber eine hohe Luftfeuchtigkeit und genügend Gewässer, um sich fortzupflanzen. Fehlt es zum Beispiel an Teichen und Tümpeln, entstehen deutlich weniger Kaulquappen. Der Straßenverkehr und das Insektensterben machen den Tieren laut Nabu ebenfalls zu schaffen.
Zum Wohle der Amphibien müssen deshalb sogar von Kommunen geplante Projekte pausieren. So haben zum Beispiel Biologen bei Umweltgutachten für den Bau einer Siedlung in Vechta Kammmolche nachgewiesen, wie die «Oldenburgische Volkszeitung» vor kurzem berichtete. Vor Baubeginn müssten die Tiere eingefangen und umgesiedelt werden. Die Stadt will jetzt einen Fangzaun errichten.
Zudem beauftragte die Kommune den Naturschutzring Dümmer, die seltenen Molche einzufangen und in ein geeignetes Gewässer zu bringen. Die Umsiedlung kann nach Angaben der Stadtverwaltung zwei bis drei Jahre dauern.
«Bei den Kammmolchen stellten sich unsere Zählungen etwas weniger dramatisch dar. Dennoch sind sie EU-rechtlich geschützt», sagte Amphibien-Experte Berkhan. Die Molche lebten meist in Gewässern, die weniger stark vom Austrocknen gefährdet seien. Dennoch stehen auch sie auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten in Niedersachsen.
Für die Amphibien-Rettung hat der Nabu Niedersachsen vor knapp drei Jahren die App «HerpetoMap» eingeführt. «Dank der App können Nutzerinnen und Nutzer per Smartphone oder Tablet direkt im Gelände ihre Funde eingeben», sagte Berkhan. Insgesamt seien seit August 2021 fast 6.300 Meldungen eingegeben worden. Allein in diesem Jahr seien 966 Sichtungen hinzugekommen. In Niedersachsen leben dem Biologen zufolge 19 Amphibien-Arten, von denen 11 gefährdet sind und 3 auf der sogenannten Vorwarnliste stehen.