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04.06.2020 | 00:03 | Wassermangel 

Umwelt und Wirtschaft leiden unter Trockenheit

Mainz - Der Deutsche Wetterdienst sagt für die nächsten Tage zwar Regen voraus. Um die anhaltende Trockenheit zu beenden, dürfte dies aber kaum reichen.

Dürre
Die Trockenheit macht der Umwelt sichtbar zu schaffen. Der Wald stirbt, die Pegelstände am Rhein sinken und städtisches Grün wird gelb. (c) proplanta
In Städten wie Mainz und Trier hat Wassermangel viele Wiesen schon gelb werden lassen, und die Menschen kommen mit dem Bewässern von Balkon und Garten kaum nach. Dabei hat der Sommer aus Sicht der Meteorologen gerade erst begonnen, im Kalender steht der Sommeranfang erst am 20. Juni.

Ein Überblick:



Waldzustand: Noch nie sind so viele Bäume dürrebedingt gestorben wie 2019 - und diese Entwicklung setzt sich auch im laufenden Jahr fort, heißt es im Umweltministerium in Mainz. Allein bis Ende Mai fielen 1,25 Millionen Festmeter Holz dem Borkenkäfer zum Opfer (Vorjahr 3,05 Millionen). Dazu kommen 500.000 Festmeter durch Sturmschäden (Vorjahr: 350.000).

Schädlinge und Aufforstung: «Durch die Klimakrise und die langanhaltende Trockenheit sind viele Insekten und Baumkrankheiten auf dem Vormarsch», sagte Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Werden sie zu viele - so wie das seit einigen Jahren der Fall ist - schaden sie dem Wald und zerstören große Flächen.» Bis ein neuer Wald entstehe, dauere es Jahrzehnte.

«Durch die Trockenheit sind die Widerstandskräfte der Bäume geschwächt, die Bäume können Schädlinge und Krankheiten kaum abwehren.» Und die Aufforstung daure umso länge, je trockener es ist.

Rheinpegel: Am Pegel Kaub im Rhein-Lahn-Kreis zum Beispiel führe der Rhein derzeit rund 40 Prozent weniger Wasser als saisonal üblich, sagte Hydrologe Jörg Uwe Belz von der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz der Deutschen Presse-Agentur. Dies sei zwar noch kein Niedrigwasser, aber die Lage sei «schon ein bisschen angespannt.» Und klar sei: «Die Situation ist ungünstiger als letztes Jahr zu dieser Zeit.»

Schifffahrt: Claudia Thoma von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt sagte: «Der für die Schifffahrt wichtigste Rhein-Pegel ist der Pegel Kaub. Er bestimmt die Abladetiefe der Schiffe auf dem Mittelrhein.» Dort habe der Pegelwert am Dienstagmorgen bei 108 Zentimeter gelegen. Ein Großteil der Schiffe müsste daher mit weniger Ladung fahren.

Bis Freitagmorgen werde der Wasserstand am Pegel Kaub voraussichtlich noch weiter fallen, auf etwa 97 Zentimeter. Der bisher niedrigste bekannte Wasserstand am Pegel Kaub lag bei 25 Zentimetern - im besonders trockenen Jahr 2018, damals allerdings erst im Oktober.

Wasserreserven: Die Reserven im Wasserkreislauf - vom Grundwasser über Oberflächenwasser bis zu den Schneedecken in den Alpen - seien im unterdurchschnittlichen Bereich, sagte Belz. Normalerweise werde der Rhein in dieser Jahreszeit auch mit Schmelzwasser gespeist. «In diesem Jahr ist es leider so, dass die Schneerücklagen auch unterdurchschnittlich ausfallen.»

Im Rückblick sei das Jahr 2019 bundesweit ein weitaus weniger extremes Niedrigwasserjahr gewesen als 2018, sagte der Experte der Bundesanstalt für Gewässerkunde. Niedrigwasser hatte 2018 der Natur und der Wirtschaft am Rhein massive Probleme bereitet. Frachtschiffe konnten nur zu zwei Dritteln oder weniger beladen werden.

Rheinvertiefung: Die niedrigen Wasserstände des Rheins in den vergangen Jahren zeigen nach Ansicht von Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) die Bedeutung dieses Projekts, um Versorgungsengpässe zu vermeiden. «Die wenigen Niederschläge machen erneut deutlich, wie wichtig das Projekt «Abladeoptimierung» am Rhein ist», sagte Wissing der Deutschen Presse-Agentur.

«Gerade die derzeitige Situation zeigt, wie wichtig es ist, dass wir unsere Logistikachsen leistungsfähig halten. Nur so können wir Lieferketten aufrechterhalten und die Versorgung von Unternehmen und Bürgern sicherstellen.» Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) habe das Projekt in seinen Masterplan Binnenschifffahrt aufgenommen.

Die Abladeoptimierung sei nach dem Bundesverkehrswegeplan 2030 ein Wasserstraßenprojekt mit höchster Priorität, bei dem nach Vorstellung des Bundes der Bau durch ein entsprechendes Maßnahmengesetz beschleunigt werden kann. Allerdings: Ob und wann der Bund bei der Abladeoptimierung Gebrauch davon macht, steht noch nicht abschließend fest.

Städtisches Grün: Damit Rasen und Grünstreifen nicht zum städtischen Braun werden, wässert die Stadt Trier nach eigenen Angaben rund 2.000 junge Bäume. Das sei schon seit April notwendig, sagte ein Stadtsprecher. Zusätzlich gebe es ein Feuchtigkeitsmonitoring an drei Standorten in der Stadt. «Das sind Sensoren im Boden. Da kann gemessen werden, wie viel Wasser bei den Bäumen ankommt.» Entsprechend werde dann gehandelt.

In Mainz ist die private Gießkanne gefragt. Die Stadt hatte ihre Bürger schon Ende April zum Wässern der Bäume aufgerufen. Das sei immer noch aktuell, sagte ein Stadtsprecher. Denn: «Es ist nicht nur extrem trocken, sondern es wird auch noch wärmer.» Die Bäume bräuchten große Mengen an Wasser, andernfalls könne es zu dauerhaften Schäden kommen.

Ludwigshafen bittet seine Bürger, die Stadtbäume vor ihrem Grundstück am besten täglich mit mindestens zehn Liter Wasser zu gießen, wie Sprecher Florian Bittler sagt. «Die Stadt selbst wässert aufgrund der anhaltenden Trockenheit seit 6. April, um Trockenschäden zu verhindern.»

Trockenschäden führten nicht nur zum Absterben des ganzen Baumes, sondern verursachten auch bei Altbaumbeständen eintrocknende Kronenpartien. «Das hat vermehrte Kontrollen und erhöhte Schnittarbeiten zur Folge, um die Verkehrssicherheit gewährleisten zu können.» Derzeit laufe bereits der zweite Wässerungsgang. «Es werden an 1.500 Bäumen die Bewässerungssäcke mit 75 Liter Fassungsvermögen befüllt und 500 Bäume am Standort gewässert. Davon werden 1.450 von externen Firmen und 550 von den eigenen Mitarbeitern bewässert.»
dpa/lrs
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