Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
01.02.2019 | 00:01 | Präventionsmaßnahmen 

Umweltministerium gibt erneut Wolf zum Abschuss frei

Kiel - Ein als verhaltensauffällig geltender Wolf im südlichen Schleswig-Holstein ist zum Abschuss freigegeben.

verhaltensauffällig Wolf
Nur zwei Wölfe sind bislang in Schleswig-Holstein zu Hause. Einer von ihnen hat mehrfach Schafe sogar hinter Zäunen gerissen. Deshalb soll das Tier nun erschossen werden - die Behörden sprechen von «Entnahme». (c) natureguy - fotolia.com
Das Tier wird für mehrere Schafsrisse hinter wolfssicheren Zäunen im Kreis Pinneberg verantwortlich gemacht. Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) genehmigte am Donnerstag einen entsprechenden Antrag des Umweltministeriums. Er ist räumlich eingegrenzt und zunächst auf vier Wochen befristet. «Es ist aber kein Selbstläufer, dass es auch zur Entnahme kommt», sagte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). Denn diese erfolge «nicht auf Knopfdruck».

Im Bereich Pinneberg hatte es seit Ende November acht Risse gegeben, bei denen Tiere als wolfssicher geltende Zäune überwanden. Für sechs der Fälle ist der Wolf mit der Kennung «GW 924m» laut DNA-Untersuchungen verantwortlich. Bei den beiden jüngsten Vorfällen von Mitte Januar in Westerhorn und Heede steht das Ergebnis noch aus.

Laut Umweltministerium gab es gleich mehrere Anträge auf Abschuss des Wolfs. Das soll nun eine Gruppe Fachleute unter Einbeziehung des Landesjagdverbands übernehmen. Die Anonymität der Jäger müsse gewährleistet sein, sagte Albrecht. «Diese Aufgabe ist doppelt schwer - weder schön, noch einfach.»

Angesichts umfassender Präventionsmaßnahmen und erheblicher wirtschaftlicher Schäden sei ein Abschuss trotz des strengen Artenschutzes erlaubt. «Es besteht zudem die Gefahr, dass der Wolf sein Verhalten an Nachkommen weitergibt und damit die Risszahlen trotz umfassender Herdenschutzmaßnahmen deutlich steigen», sagte der Minister. Das wäre für die Akzeptanz des Rückkehrers ein Problem.

Der aus Dänemark nach Schleswig-Holstein gekommene Rüde hat bereits mehrfach Schafe außerhalb von wolfssicheren Zäunen gerissen. Er hält sich seit Juni 2018 nachweislich in der Region auf. Laut Ministerium liegen von dem Tier 17 genetische Einzelnachweise vor. Hinweise auf andere Wölfe dort seien nicht bekannt.

Das Ministerium rechnete vor der Entscheidung mit Klagen gegen die Genehmigung, bislang sei davon im Haus aber nichts bekannt. Es gebe «unzählige Rechtsauffassungen» zu dem Thema, sagte Albrecht. Der Wolf ist in Deutschland streng geschützt. Einzelne Tiere dürfen nur dann getötet werden, wenn von ihnen eine Gefahr für den Menschen ausgeht oder großer wirtschaftlicher Schaden durch sie zu erwarten ist.

Kritik kam von der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland: «Die vom Land Schleswig-Holstein erteilte Abschussgenehmigung für einen Wolf widerspricht bundesweiten Empfehlungen. Wir haben große Bedenken, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen und der Artenschutz ausgehöhlt wird, da die Genehmigung nicht nur den Empfehlungen von DBBW (Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf) und BfN (Bundesamt für Naturschutz) entgegensteht, sondern auch der gängigen Praxis in anderen Bundesländern wie etwa Sachsen», sagte Moritz Klose, Referent für Wildtiere beim WWF Deutschland.

Die SPD-Umweltpolitikerin Sandra Redmann bezeichnete die Abschussgenehmigung als notwendig. «Sie darf aber nach wie vor nur die letzte Konsequenz sein, wenn alle möglichen Schutzmaßnahmen zuvor nicht gegriffen haben.» Deshalb sei es wichtig, dass Schafhalter ihrer Verantwortung gerecht würden und ihre Tiere mit Zäunen schützten. Auch FDP und CDU bezeichneten die Entscheidung als folgerichtig.

Anfang 2018 war in Sachsen ein auffälliger Wolf erschossen worden, der zwei Hunde getötet und sich auch mehrfach Grundstücken genähert haben soll. In Niedersachsen war 2016 ein sogenannter Problemwolf getötet worden. Das Tier hatte für Schlagzeilen gesorgt, weil es sich immer wieder Menschen bis auf wenige Meter genähert hatte und auch einen angeleinten Hund gebissen haben soll. Versuche, den Wolf zu vergrämen, waren fehlgeschlagen.
dpa/lno
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Hessen will Weidetierhaltern besser gegen Wölfe helfen

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Beschuss, Köder, Schlagfallen - mehr Wölfe illegal getötet

 Schafzüchter für umsetzbare Regelung für Abschuss von Problemwölfen

 Wolfsabschuss noch nicht vereinfacht

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken