Zum Auftakt der zwölftägigen UN-Konferenz forderten Umweltorganisationen die Regierungen auf, im Kampf gegen eine fortschreitende
Erderwärmung ernsthaft zu verhandeln und keine Zeit zu verlieren. Bei der Konferenz soll ein Abkommen vorbereitet werden, das dann im Dezember in Kopenhagen als Nachfolgepakt für das 2012 auslaufende Kyoto- Protokoll beschlossen werden kann.
Der Bonner Vorkonferenz mit Regierungs-Delegierten aus 182 Ländern liegen Verhandlungstexte mit noch vielen strittigen Punkten vor. Unklar sind vor allem das Ausmaß der künftigen Minderung von Treibhausgasen und die Finanzierung von Hilfen für ärmere Länder zur Anpassung an die oft verheerenden Folgen des Klimawandels und zur Einführung klimafreundlicher Technologien.
Mit raschen Lösungen wurde nicht gerechnet. Der Chef des UN- Klimasekretariats, Yvo de Boer, zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass auf dem Klima-Gipfel in Kopenhagen ein tragfähiges Übereinkommen erreicht werden kann: «Der politische Schwung ist vorhanden, um eine Vereinbarung zu erzielen.» Umweltaktivisten kritisierten allerdings einen zu schleppenden Verlauf der bisherigen Verhandlungen, mit dem die Chance auf ein Abkommen verspielt werden könnte.
Die Industrieländer haben sich noch nicht auf gemeinsame mittelfristige Zielvorgaben für die Minderung ihrer
Treibhausgase verständigen können. Die Europäische Union (EU) hat bis 2020 eine Reduzierung um 20 Prozent im Vergleich zu 1990 zugesagt. Sie will auf 30 Prozent erhöhen, falls auch andere Länder entsprechend mitziehen. Die USA - neben China der weltweit größte Klimasünder - haben bisher für das eigene Land eine Reduzierung um 17 Prozent bis 2020 gegenüber 2005 ins Auge gefasst. Gegenüber 1990 würde dies aber nur eine Minderung um etwa 4 Prozent bedeuten.
Die Entwicklungsländer fordern von den Industrieländern aber Minderungen von 25 bis 40 Prozent bis 2020 im Vergleich zu 1990. Umweltorganisationen und auch China verlangen sogar mindestens 40 Prozent. China und andere
Schwellenländer wie Indien wollen keine eigenen Verpflichtungen eingehen, wenn die Industrieländer nicht ihren Forderungen entgegenkommen.
Zur Finanzierung von klimafreundlichen Technologien und von Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels in ärmeren Ländern ist in Bonn noch kein Durchbruch zu erwarten. Es geht hier um Hunderte Milliarden Euro. Umweltorganisationen und Entwicklungsländer kritisierten, dass die Industrieländer noch keine Vorschläge präsentiert hätten. «Auch Deutschland und die EU waren bisher nicht bereit zu zeigen, in welcher Größenordnung sie die Technologie- und Finanzkooperation unterstützen wollen», sagte der Vorstandsvorsitzende von Germanwatch, Klaus Milke.
Ziel des neuen Abkommens ist eine mittel- und langfristige Verminderung klimaschädlicher Treibhausgase. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern muss die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf zwei Grad Celsius begrenzt werden, um eine Katastrophe für das Leben auf der Erde noch zu vermeiden. (dpa)