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18.09.2007 | 11:46 | Biosprit 

von Weizsäcker: "Biotreibstoffe sind der größte Angriff auf die Biodiversität!"

Osnabrück - Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker kritisiert Boom der Biotreibstoffe auf der Fachtagung "Energie, Ressourcen, Frieden" in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück.

Biokraftstoff
(c) proplanta
"Biotreibstoffe sind der größte Angriff auf die Biodiversität!" Zu diesem Schluss kam heute Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Dekan der Bren School für Umweltwissenschaft und -management an der Universität Kalifornien sowie ehemaliger Präsident des Instituts für Klima, Umwelt, Energie in Wuppertal, auf der Fachtagung "Energie, Ressourcen, Frieden" in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück. Er machte in seinem Vortrag über die Herausforderungen für eine globale Friedenspolitik besonders auf die Gefahren aufmerksam, die von dem Boom der Biotreibstoffe ausgingen: Die Artenvielfalt sei durch die riesigen Monokulturen der Biospritpflanzen enorm bedroht. Der Anbau von energiebringenden Pflanzen habe nichts mit Klimaschutz zu tun. Vielmehr führe er in eine ökologische Krise.
 
Für den aktuellen Trend zum Anbau von ethanolbringenden Pflanzen wie Mais und Zuckerrohr machte er die Agrarlobby verantwortlich, die hoffe, damit "steinreich" zu werden. Außerdem wolle man unabhängig sein "von den Leuten, die auf dem Erdöl sitzen". "Erst wenn wir dazu imstande sind, Zellulose-Ethanol zu produzieren, gäbe es eine Chance, einen Beitrag zur Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes zu leisten", sagte von Weizsäcker. Zellulose-Ethanol, das durch Vergärung von pflanzlichen Abfallstoffen gewonnen wird, befindet sich noch in der Entwicklung.

Um die Klima-Aufheizung zu verhindern, müsse die Konzentration von Kohlendioxid stabilisiert und seine Emissionen halbiert werden. "Stattdessen erwarten wir eine Verdoppelung der Emissionen auf der Welt", so von Weizsäcker. Wichtig sei es also, die Entwicklungsländer mit ins Boot zu holen. Dazu sei der Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein starker Ansatz. Auf ihrer Japanreise hatte die Kanzlerin vorgeschlagen, weltweit einheitliche Obergrenzen für Treibhausgase pro Kopf anzustreben. Dadurch stehen Schwellenländer bei der Emission pro Kopf viel besser da als die Industrieländer. Merkels Vorschlag "ist friedensstiftend und fair", urteilte von Weizsäcker und rechnete vor, was das für die Industriestaaten bedeute: "Wir müssten unsere Emissionen um 80 Prozent senken!"

Als elegantesten Lösungsansatz für den Klimaschutz bewertete von Weizsäcker die Energieeffizienz. Ökonomen sprächen immer von Arbeits- und Kapitalproduktivität - von Ressourcenproduktivität aber höre man nichts. Die aber müsse bis 2050 verzehnfacht werden, so, wie durch die Industrialisierung die Arbeitsproduktivität verzwanzigfacht worden sei. Und das gehe nur, wenn Energie stetig teurer werde. "Wir verpulvern Energie, weil sie nichts kostet!" So sei das auch bei den Arbeitslöhnen gewesen, die parallel zur Produktivität stetig gestiegen wären.

Da auf der Welt eine derart ungleiche Verteilung von Land, Ressourcen und Bevölkerungsdichte herrsche, forderte von Weizsäcker eine gute internationale Zusammenarbeit von Experten aus Politik, Geologie, Energie und Friedensarbeit. (idw)
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