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07.02.2010 | 19:01 | Schneesturm 

Weiße Hölle Washington

Washington - «Es ist absolut lächerlich», schnaubt Adrian Weller kopfschüttelnd und schiebt seine Schneeschaufel einen halben Meter weiter.

Schneesturm
«Vor zwei Stunden hab ich diesen Pfad freigeräumt, und jetzt liegen schon wieder zehn Zentimeter drauf», schimpft der Familienvater aus Chevy Chase vor den Toren Washingtons frustriert. Wer am Wochenende in der US-Hauptstadt und Umgebung zum Schneeschippen antrat, hatte nicht viel Zeit, sein Werk zu bewundern. Kniehohe weiße Pracht, Durchgangsstraßen zu Trampelpfaden degradiert, Hunderttausende ohne Strom: Einer der schwersten Winterstürme seit Jahrzehnten ließ das Machtzentrum der Welt im Schnee versinken. Für 30 Stunden ging nichts mehr in der weißen Hölle Washington.

Selbst Barack Obama bekam etwas ab: Unter der Last des Schnees krachte ein Ast auf die Motorhaube eines Wagens seines Präsidenten-Konvois, der gerade zum Weißen Haus einbiegen wollte. Niemand kam zu Schaden. «Snowmageddon» nennt Obama das dramatische Wintermezzo, in Anlehnung an den Titel des Weltuntergangsfilms «Armageddon». Fortsetzung folgt: Schon für Dienstag kündigt sich eine neue Schlechtwetterfront an, mit neuerlichen 30 Zentimeter Schnee.

Es traf nicht nur Washington: Auch in den großen Nachbarstädten Philadelphia und Baltimore kam der Verkehr zum Erliegen, auch auf den Flughäfen erstarb der Betrieb. Es wird befürchtet, dass es noch bis Mitte der Woche dauern wird, bis alle Nebenstraßen vom Schnee befreit sind und der Verkehr wieder normal vorankommt.

Die Last des Schnees ließ zahllose Überlandleitungen zusammenbrechen, auf Washingtons Internationalem Flughafen Dulles stürzte das Dach ein. Im Bundesstaat Virginia kamen ein Vater und sein Sohn ums Leben, als sie einem steckengebliebenen Autofahrer zu Hilfe eilten. Die beiden Männer wurden von einem Traktor erfasst.

«Ich habe so etwas noch niemals erlebt», sagt ein Bewohner im Washingtoner Vorort Bethesda, der sich mit Langlaufskiern ins Freie gewagt hatte. Das Herz der US-Hauptstadt - die Mall und der Park zwischen Weißem Haus und dem Potomac-Fluss - wurde zur winterlichen Märchenkulisse. Nur vereinzelt wagten sich schwere Autos mit Vierradantrieb auf die Straßen. Jugendliche trafen sich zu Mega- Schneeballschlachten in der City - verabredet hatten sie sich über das Online-Netzwerk Facebook.

Das ganz große Chaos blieb jedoch aus, weil die meisten Menschen am Wochenende nicht zur Arbeit mussten. Zudem hatten die Bewohner in Erwartung des «Monstersturms» bereits am Freitag die Supermärkte gestürmt und Lebensmittel, Kerzen, Batterien sowie Streusalz gehamstert. Viele Regale waren wie leer gefegt. Baumärkte hatten Paletten mit Streusalz für dankbare Kundschaft herbeigeschafft.

Die Westküste der USA hatte derweil mit ihren eigenen Wetterkapriolen zu kämpfen: Erdrutsche nach sintflutartigen Regenfällen beschädigten oder zerstörten mehr als 40 Häuser, Hunderte Menschen mussten fliehen. Dutzende Autos wurden von den Schlammmassen mitgerissen. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. (dpa)
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