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05.03.2013 | 05:37 | Umweltstiftung 

WWF feiert 50. Geburtstag

Berlin - Die Gründung des WWF Deutschland ist eine eher konservative Sache.

WWF
(c) wwf
Am 5. März 1963 kommen honorige Männer in der Residenz des damaligen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier (CDU) in Bad Godesberg zusammen. Sie beschließen gemeinsam etwas für den Schutz von Nashörnern und Orang-Utans zu tun. 50 Jahre später ist der WWF eine Organisation, die in Berlin auch bei Atomausstieg und Elektromobilität berät. Die Panda-Organisation ist aber nicht unumstritten - mit dem WDR-Journalisten Wilfried Huismann hat sie sich einen heftigen Rechtsstreit über sein «Schwarzbuch WWF» geliefert.

Zu den Gründern gehört 1963 auch Philipp Freiherr von Boeselager, der von 1968 bis 1988 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer ist. Auch der spätere Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) mischt mit. Und ein Frankfurter Zoodirektor namens Bernhard Grzimek. Mit seinen TV-Sendungen schafft er ein Bewusstsein in Deutschland für bedrohte Tiere. Doch vorerst sind die Aktivitäten des deutschen Ablegers des World Wide Fund for Nature überschaubar.

Wie auch die zwei Jahre zuvor gegründete Mutterorganisation ist es ein Elitenprojekt, der erste Präsident des WWF International wird Prinz Bernhard der Niederlande. Der WWF hat seit 1961 eigenen Angaben zufolge 13.000 Schutzprojekte in über 150 Ländern mit rund 7,3 Milliarden Euro unterstützt. Umstritten ist die große Nähe zur Industrie. Von 1977 bis 1981 ist Shell-Chef John Loudon Präsident.

85.000 Mark werden im ersten Jahr des WWF Deutschland gesammelt, heißt es in einer Chronik. «Mit dem Geld wurde vor allem in Notfällen Soforthilfe geleistet», berichtet Sprecher Jörn Ehlers. Zum Beispiel für den Erhalt von Feuchtgebieten in Andalusien, den Schutz von Panzernashörnern in Nepal und für den Serengeti-Park in Tansania.

1973 wird der WWF in eine Stiftung bürgerlichen Rechts überführt. Erster Vorsitzender des Stiftungsrates wird der spätere Außenminister und FDP-Vorsitzende Hans Dietrich Genscher.

Laut WWF umfasst die Spenderkartei bis 1978 erst 4.500 Namen, heute gibt es rund 430.000 Förderer. Wolfgang Burhenne, ebenfalls Gründungsmitglied, betont in der Chronik zum 50-jährigen Jubiläum: «Der WWF existierte zwar, aber er war ein Verein von Menschen, die alle viel beschäftigt waren. Wir haben zwar bei jeder Gelegenheit Menschen angesprochen und um Spenden gebeten, aber nur nebenbei.» Es geht vor allem um Tier- und Waldschutz, nach und nach rücken auch nationale Projekte in den Fokus, etwa die Bewachung von Kranichen und Seeadlerhorsten in Schleswig-Holstein und der Wattenmeerschutz.

Ab den 90er Jahren wird die Arbeit politischer. 2003 wird ein Büro zur Lobbyarbeit in Berlin eröffnet. Mitarbeiter wie die Klima- und Energieexpertin Regine Günther werden in der Hauptstadt zu gefragten Gesprächspartnern. Das Themenspektrum weitet sich: So arbeitet der WWF auch bei der Nationalen Plattform zum Ausbau der Elektromobilität mit. Im Oktober legte der WWF ein eigenes Konzept für ein künftiges Strommarktmodell vor, damit die Energiewende mit einem wachsenden Ökostromanteil auch gelingen kann. Kraftwerke, die mangels Betriebsstunden von der Stilllegung bedroht sind, sollen mit Extrazahlungen am Netz gehalten werden, damit bei wenig Sonne und Wind die Versorgung gesichert bleibt. «Dies ist notwendig, um den Atomausstieg ohne Probleme vollziehen zu können», betont Günther.

Doch im Raum stehen eben auch die Vorwürfe Huismanns, die den WWF gerade in Deutschland trafen. Im Geschäftsjahr 2011/2012 ging das Spendenaufkommen laut Geschäftsbericht um knapp 700.000 Euro auf 26,276 Millionen Euro zurück. Nach der Ausstrahlung eines WDR-Films, der die Nähe zur Industrie und Hilfe zum «Greenwashing» kritisierte, gingen 3.000 Mitglieder verloren. 1.500 konnten aber zurückgewonnen werden, sagt Ehlers. Der Rechtsstreit zum Film dauert immer noch an.

Huismann legte mit einem «Schwarzbuch» nach - der WWF verstehe es, sich per herzzerreißenden Werbeplakaten mit traurigen Elefanten und Nashörnern zu vermarkten. Doch die Organisation kooperiere viel zu eng mit Ölkonzernen und Gentechnikfirmen. Im Juli 2012 einigte man sich außergerichtlich auf Korrektur und Streichung von 21 Stellen.

Deutschlandchef Detlev Drenckhahn verteidigte damals die eigene Arbeitsweise und bestimmte Kooperationen. «Wir müssen uns auch mit den Zerstörern der Natur an einen Tisch setzen, sonst bekommen wir gar nichts, sonst ist am Ende alles weg», sagte er. (dpa)
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