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05.05.2010 | 22:35 | Ölpest 

WWF: Öl darf Mangrovenküste nicht erreichen

Wien/New Orleans - "Es stinkt wie auf einer nicht gereinigten Toilettenanlage. Wenn man an den ölverseuchten Stränden geht, muss man mit Übelkeit, Brechreiz und Kopfschmerz rechnen."

Biodiversität
(c) proplanta
So schildert WWF-Sprecher Franko Petri die schrecklichen Eindrücke, die er bei seinem Einsatz 2002 beim Untergang des Öltankers Prestige vor der spanischen Küste miterlebt hat. Der WWF fordert nun vom BP-Konzern, dass das Öl die Küste nicht erreichen darf, denn ein Reinigen der Mangrovenwälder und Schlickflächen ist praktisch unmöglich. "Man kann zwar Felsen und Strände säubern, nicht aber Mangrovenwälder", so Petri. Der WWF fordert ein weltweites Netz an kontrollierten Meeresschutzgebieten um solche Unfälle in ökologisch sensiblen Regionen zu verhindern.

Bei den Mangrovenwäldern, Schlickflächen und Salzwiesen ist eine Reinigung deshalb nicht möglich, da der Bereich der Stelzwurzeln unzugänglich ist. Selbst wenn der Schlick abgetragen werden könnte, würde dadurch das Ökosystem zerstört. Im Schlick der Mangrovenwälder leben Muscheln, Würmer und Schnecken, die das Öl in tiefere Bodenschichten eintragen. Dort kann es ohne Luftzufuhr nicht abgebaut werden und vergiftet Tiere und Pflanzen für Jahre.

400 bis 600 Arten sind nach Schätzungen des WWF von der Ölpest bedroht. Vor allem Weisskopfseeadler und braune Pelikane, Basstölpel und Seeschwalben sind von der Ölpest im Golf von Mexiko betroffen. Besonders schlimm wirkt sich die Ölpest zu dieser Jahreszeit aus, da gerade jetzt viele Zugvögel in den Küstengebieten brüten. Die Vögel verwechseln die Ölflächen auf der Meeresoberfläche mit Rastplätzen und landen direkt im Öl. "Wenn die Elterntiere im Öl sterben, bleiben die Jungvögel in den Nestern zurück und verhungern", beschreibt Petri die Lage am Golf.

Das Öl verklebt zudem die Kiemen der Fische. Der vom Aussterben bedrohte Blauflossentunfisch ist ebenso gefährdet wie Haie und die gesamte Fischwelt in den Mangrovensümpfen. Auch Meeressäugetiere wie Wale und Delfine leiden unter der Ölpest. Ölklumpen werden auch von Meeresschildkröten verschluckt. Muscheln reichern die giftigen Stoffe im Organismus an und werden wieder von anderen Meerestieren gefressen. "Wir befürchten in den nächsten Wochen und Monaten eine Anreicherung der giftigen und krebserregenden Stoffe in der Nahrungskette", befürchtet Petri. Die Ölkatastrophe wird Fischer, die Gastronomie und den Tourismus hart treffen. Der WWF rechnet mit Milliardenforderungen der Wirtschaft an BP.

Die Umweltorganisation fordert, dass BP alle Mittel einsetzt, um das Leck so schnell wie möglich zu stopfen und so viel Öl aus dem Meer abzupumpen wie möglich. Der Fall der Deepwater Horizon zeigt, dass in solchen hochsensiblen Meeresregionen keine Ölförderungen stattfinden dürfen. Auch die Bohrungen in Tiefen, in denen nur noch Tauchroboter arbeiten können, sollen weltweit verboten werden. Für die Zukunft schlägt der WWF ein weltweites System von kontrollierten Meeresschutzgebieten vor, in deren Zonen weder Ölabbau noch Fischerei zulässig sein soll. "Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe muss endlich auslaufen, denn sie schädigen nicht nur unser Klima sondern auch unsere Meere", so Petri. (wwf)
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