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18.10.2013 | 06:36 | Gefahr auf deutschen Straßen 

Zahl der Wildunfälle 2013 deutlich angestiegen

München - 20 Tote im Jahr, 3.000 Verletzte, Schaden in dreistelliger Millionenhöhe und unzählige tote Tiere: Wildunfälle sind eine dauernde und manchmal sogar tödliche Bedrohung auf Deutschlands Straßen.

Gefahr durch Wildtiere
(c) proplanta
«Wenn Sie mit 60 Stundenkilometern gegen ein Wildschwein fahren, dann haben Sie ein Aufprallgewicht von 3,5 Tonnen», sagt ADAC-Präsident Peter Meyer. Das entspricht in etwa einem ausgewachsenen Nashorn. Beim Rothirsch sind es sogar fünf Tonnen - so viel wiegt ein Elefant.

Neueste Erhebungen des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zeigen, dass die Zahl der Wildunfälle zuletzt in die Höhe geschnellt ist. Demnach wurden in der Jagdsaison 2012/13 bundesweit knapp 210.000 Wildunfälle gezählt - sieben Prozent mehr als in der Saison davor. Und die Dunkelziffer ist nach Einschätzung von DJV-Präsident Hartwig Fischer noch deutlich höher. «Wir gehen von einer Zahl aus, die mit Sicherheit drei- bis fünfmal so hoch ist», sagt er.

Denn es werden nur Unfälle mit den sogenannten Paarhufern wie Reh, Hirsch und Wildschwein gezählt. Hat ein Autofahrer einen toten Fuchs am Kühler oder weicht er einer Wildkatze aus, erfasst das keine Statistik.

Das soll sich ändern, meinen die Jäger, die von den Innenministerien bessere Statistiken fordern - auch um Wanderwege der Tiere besser vorhersagen zu können. Nach Einschätzung des Verbandes enden beispielsweise fast 50 Prozent der Luchse und Otter, die in einem Jagdgebiet sterben, plattgefahren auf der Straße.

Aber erst einmal machen Jagdverband und ADAC jetzt gemeinsame Sache bei dem Versuch, die Gefahr einzudämmen. Die Verbände haben das Institut für Wildbiologie in Göttingen beauftragt, herauszufinden, was denn nun hilft gegen Wildschweine, die ohne Vorwarnung auf die Straße flitzen und Rehe, die im Lichtkegel stehen bleiben. Am Mittwoch in München stellten sie die Halbzeitbilanz des auf vier Jahre angesetzten Projektes vor.

Die besten Mittel gegen Tiere an der Stoßstange, da sind Jäger und Forscher sich einig, sind Duftzäune und Reflektoren. Das Forschungsprojekt soll nun in erster Linie klären, was auf welchen Strecken am besten funktioniert.

Erstes Ergebnis: Auf den 25 Teststrecken in Schleswig-Holstein ging die Zahl der Wildunfälle um bis zu 80 Prozent zurück - im Idealfall. Auf manchen Strecken tat sich aber auch gar nichts, wie Christian Trothe vom Göttinger Institut einräumt. Die Duftzäune arbeiten mit der Angst vor dem Feind. «Der soll nach dem Fressfeind riechen, nach allem, was für Reh und Hirsch Bedrohung darstellt.»

Die Lichtreflektoren senden bei nahender Gefahr durch ein nahendes Auto einen blauen Lichtreflex aus, für den das Rehauge besonders empfindlich sein soll. Jahrelang waren die Reflektoren rot. Aber Rehe und Hirsche sind rotblind - und rotes Licht ist für sie nicht viel mehr ist als eine weitere unauffällige Grau-Schattierung.

Ziel des 2011 gestarteten Projektes ist es nun, einen Katalog zu erstellen nach dem Muster: Eine Straße mit Wald links und Feld rechts erfordert einen Duftzaun, eine Straße durch einen Wald braucht eher Reflektoren - oder andersrum. Die Ergebnisse stehen nach Angaben Trothes noch aus. Es soll eine praktische Tabelle werden für Jäger, die Mensch, Tier und Auto in ihrem Zuständigkeitsgebiet voreinander schützen und dafür auch Geld in die Hand nehmen wollen.

Ganz billig ist das nicht, betont Jagdverbandspräsident Fischer, der dafür auch die Autoversicherer in die Pflicht nehmen will. Bei Schäden von mindestens einer halben Milliarde Euro im Jahr durch Wildunfälle sollten die doch ein gesteigertes Interesse daran haben, ihre Zahl einzudämmen. ADAC-Chef Meyer findet die Idee auch gut, ist aber skeptisch, ob die Versicherungen das wirklich zahlen wollen. (dpa)
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