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16.03.2015 | 16:36 | Naturkatastrophe auf Vanuatu 

Zehntausende Menschen von Zyklon Pam betroffen

Port Vila - Wegen der gewaltigen Zerstörung durch Zyklon «Pam» hat die Regierung des pazifischen Inselstaates Vanuatu den Ausnahmezustand verhängt.

Zyklon Pam
Eine gewaltige Naturkatastrophe trifft gleich mehrere Südsee-Staaten. Zyklon «Pam» reißt auf Vanuatu Boote, Häuser, Bäume, Dächer davon. Zu vielen Regionen des Inselstaates gibt es noch keine Verbindungen. (c) proplanta
Viele Schulen und Kliniken seien zertrümmert, berichtete Präsident Baldwin Lonsdale. 48 Stunden nach dem Durchzug des Zyklons war das Ausmaß der Katastrophe nicht annähernd abzusehen, auch die Zahl der Opfer blieb völlig unklar.

Aus Neuseeland und Australien landeten am Sonntag erste Frachtmaschinen mit Hilfsgütern auf Vanuatus Hauptinsel Efate. Zwei weitere Hilfsflüge waren für diesen Montag geplant.

«Unsere Hoffnung auf eine blühende Zukunft ist zerstört», sagte Lonsdale um Fassung ringend vor den Delegierten einer UN-Konferenz zur Katastrophenvorsorge in Japan.

Australien und Neuseeland sagten Millionenhilfe zu, ebenso die Vereinten Nationen und die Europäische Union. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lagarde versprach schnelle, unbürokratische Hilfe, aber für später auch Unterstützung zum wirtschaftlichen Aufbau.

Die Behörden Vanuatus sprachen zunächst von acht Toten in der Hauptstadt Port Vila auf Efate, wie Chloe Morrison vom Hilfswerk World Vision berichtete. Doch die Hilfsorganisationen rechnen mit sehr viel höheren Opferzahlen. Sie konnten bis Sonntag nur Teile der Hauptinsel in Augenschein nehmen, die meisten der 80 anderen Inseln mit mehr als 180.000 Einwohnern waren von der Außenwelt abgeschnitten.

Sune Gudnitz, Chef des Pazifikbüros der UN-Nothilfekoordination (OCHA), sagte: «Vanuatu hat ein Desaster dieses Ausmaßes in seiner jüngeren Geschichte noch nicht erlebt.»

Man habe bislang nur zu 13 von 80 Mitarbeitern Verbindung herstellen können, teilte World Vision mit. Der Kontakt zwischen der Hauptstadt und den entlegenen Inseln, die zum Teil direkt im Auge des Sturms gelegen hätten, sei nicht möglich. «Wir haben gehört, dass ganze Dörfer weggeblasen wurden», sagte Morrison. «Der Wind war so stark, dass nur noch eine Trümmerlandschaft übrig geblieben ist.»

Papst Franziskus schloss die Opfer des Zyklons in sein Gebet ein. «Ich bin Euch nah», sagte er am Sonntag nach dem Angelusgebet in Rom. Er bete für die Toten, die Verletzten und die Obdachlosen in Vanuatu.

Zyklon «Pam», einer der mächtigsten bekannten Zyklone, war in der Nacht zu Samstag über den Südpazifik gefegt. Der Wind wirbelte mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern in der Stunde und riss alles mit. Zyklone, Taifune und Hurrikans bezeichnen alle gefährliche Wirbelstürme - sie heißen nur je nach Weltregion anders.

Auch Nachbarstaaten Vanuatus meldeten schwere Schäden, darunter Neukaledonien und die Salomonen-Inseln. In Tuvalu seien 45 Prozent der 10.000 Einwohner schwer getroffen, sagte Regierungschef Enele Sopoaga im neuseeländischen Rundfunk. «Wir machen uns Sorgen, ob Nahrung, Trinkwasser und Arzneimittel reichen.» Am Sonntag nahm der Zyklon Kurs auf Neuseeland. Der Wetterdienst warnte vor Sturmfluten.

In der Hauptstadt Vanuatus, Port Vila, seien 90 Prozent der Häuser beschädigt, schätzte der Leiter der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vor Ort, Christopher Bartlett.

Etwa 20 Prozent seien zerstört. Entwurzelte Bäume und umgeknickte Strommasten versperrten die Straßen. Mehrere tausend Menschen seien in Notunterkünften. In der Stadt mit 44.000 Menschen gab es keinen Strom, kaum Handyverbindungen, und die Trinkwasserversorgung fiel zeitweise aus. Felder und Ernten waren zerstört.

«Wir gehen davon aus, dass wir für 25.000 Haushalte Samen brauchen: Kürbis, Mais, Kohl, Bohnen und Tomaten», sagte Bartlett. Die GIZ hilft seit Jahren, die Menschen dort besser auf Naturkatastrophen vorzubereiten. Unter anderem zeigt sie, wie frisches Obst und Tierfutter für Notzeiten konserviert werden können. «Das müsste den Leuten jetzt helfen», sagte Bartlett.

Der Zyklon «Pam» sei durch mehrere Ereignisse so stark geworden, sagte Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. «Da sind in der Atmosphäre sich verstärkende Dinge gleichzeitig abgelaufen, nicht nur das eine oder das andere.» So hätten Höhentiefs das ganze System verstärkt.

Mit Windgeschwindigkeiten bis zu 340 Stundenkilometern sei «Pam» etwa doppelt so stark gewesen wie «Lothar», der als einer der stärksten Stürme der jüngeren Geschichte in Europa zu Weihnachten 1999 großen Schaden angerichtet habe.
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