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03.04.2012 | 20:47 | Gasleck in der Nordsee 

Viel Geld für gelbe Flocken: Greenpeace im Elgin-Einsatz

Nordsee - Wie viel Geld Greenpeace in die Hand genommen hat, um die Schadstoffe an der «Elgin»-Plattform zu untersuchen, will Fahrtleiter Christian Bussau nicht verraten.

Meeresschutz
(c) proplanta
Dass die Umweltschützer nach ihrer fünftägigen Fahrt durch die Nordsee eine satte Rechnung erwartet, weiß auch er: Ein Forschungsschiff samt achtköpfiger Besatzung, Verpflegung für 22 Passagiere, Internetverbindung per Satellit und Marine-Diesel für knapp 1.300 Kilometer müssen aus Fördergeldern von Sympathisanten bezahlt werden.

Greenpeace-Büros in London, Paris und Amsterdam mussten grünes Licht geben, bevor die «Königin Juliana» vergangenen Samstag vom Cuxhavener Kai ablegen konnte. Auf der Rückfahrt zur Elbmündung ist Bussau trotz der hohen Kosten mit dem Ergebnis zufrieden. «Ich habe die Gesprächsposition gegenüber Total erheblich gesteigert», sagt er. Ohne die Präsenz seines Teams nahe der leckgeschlagenen Bohrinsel sei jeder Dialog mit dem Energiekonzern fruchtlos und «lächerlich».

Noch am Montag hatte der Meeresbiologe befürchtet, mit seiner Mission zu scheitern. «In der Nacht vor unseren Proben habe ich nicht besonders ruhig geschlafen», sagt Bussau, der seit 18 Jahren für die größte unabhängige Umweltorganisation Deutschlands im Einsatz ist.

Schlechtes Wetter und bis zu drei Meter hohe Wellen drohten den dünnen Ölfilm an der Wasseroberfläche aufzuwirbeln, was den Proben ihre Aussagekraft genommen hätte. Zu starker Wind hätte auch das Methan verdünnt, das Chemiker Manfred Santen in seinen Luftproben nachweisen will. «Ich habe etwas zu wenig auf das Wetter gepocht», wirft Fahrtleiter Bussau sich nachträglich vor.

Als die Aktivisten ihr 1,5 Tonnen schweres Schlauchboot mit dem Auslegerkran in die hohen Wellen lassen wollen, hat selbst die Crew der «Königin Juliana» Bedenken. Das Boot bei starkem Seegang ins Wasser zu setzen erfordert Maßarbeit. «Das mache ich nicht, das könnt ihr selber machen», sagt Bootsmann Benjamin Moritz und schüttelt den Kopf, als er den Kran bedienen soll. Schließlich können ihn die Umweltschützer doch überzeugen und steigen in orangefarbenen Ganzkörperanzügen über die Reling in das wacklige Boot.

Das Wetter hat sich derweil soweit beruhigt, dass die Aktivisten ihre Proben nehmen können: In kleine Glasbehälter schöpfen sie das Leichtöl von der Wasseroberfläche ab. «Schweinkram», ruft Santen, als er die gelben, schmierfettartigen Flocken entdeckt, die sich im kilometerlangen Ölfilm gesammelt haben.

Wie stark der Unfall an der «Elgin»-Plattform das Klima und die Nordsee verschmutzt, kann erst in einem Hamburger Labor nachgewiesen werden. Dort sollen die Luft- und Wasserproben für Greenpeace ausgewertet werden. «Sicher ist, dass die Gaswolke größer geworden ist», sagt Thomas Zimmermann, der die Bohrinsel mit einer Art Wärmebildkamera gefilmt hat. «Ich glaube, es sind mehr als die 200.000 Kubikmeter Gas pro Tag, wie von Total angegeben.» Nicht nur auf seinem Bildschirm verdeckt ein Gasgemisch die Station, auch mit bloßem Auge ist die weiße Wolke aus mehr als fünf Kilometern Entfernung zu sehen.

Ein Regenbogen auf weißer Flagge flattert am Mast. «Greenpeace» steht in grünen Buchstaben darauf. In der Ferne sind Gas- und Ölfördertürme erkennbar, wie stählerne Dinosaurier ragen sie in den grauen Nordseehimmel. Von einer Katastrophe will Christian Bussau beim Unfall an der «Elgin»-Bohrinsel vorerst nicht sprechen. «Was sollen wir dann in einem halben Jahr sagen, wenn Total das Leck bis dahin noch nicht geschlossen hat?» (dpa)
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