Bei einer weltweiten Expedition der Schweizer Antinea-Stiftung fand das Expeditionsteam zusammen mit Forschern des Deutschen Meeresmuseums vermehrt Plastikrückstände auf dem Grund der Ostsee. Der Zustand der Ostsee sei sicher nicht mit den dramatischen Verhältnissen im Mittelmeer vergleichbar, allerdings fänden sich in der Ostsee neben größeren Plastikstücken inzwischen auch Kleinstpartikel im Sand, sagte der Direktor des Meeresmuseums, Harald Benke, am Donnerstag bei der Vorstellung der Ergebnisse. Dies sei eine Gefahr für die Tierwelt.
Die «Changing-Oceans-Expedition» der Schweizer Stiftung bereist mit dem Segelschiff «Fleur de Passion» zwischen 2009 und 2018 alle Weltmeere. Nach dem Mittelmeer, der spanischen und der französischen Atlantikküste steuerte die Expedition in diesem Jahr auch die Nord- und Ostsee an. Drei Wochen waren Forscher des Deutschen Meeresmuseums mit an Bord. Ziel der zehnjährigen Expedition sei es, den menschlichen Einfluss auf die Weltmeere zu dokumentieren, sagte Stiftungsgeschäftsführer Ronald Menzel.
Wie ein Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP im Jahr 2009 ergab, verschmutzt vor allem nicht verrottendes Plastik die Weltmeere. In Regionen des Pazifischen Ozeans befänden sich riesige Inseln, in denen sechsmal mehr Plastik als Plankton zu finden sei, sagte Menzel. Plastik sei der am weitesten verbreitete marine Müll. Mit standardisierten Methoden will die Expedition den Plastikmüll in den Meeren genau dokumentieren.
In der Ostsee steuerten die Forscher Regionen in der Dänischen Beltsee sowie zwischen Rügen und Wismar an und stießen dort immer wieder auf Plastiküberreste. «Wir haben vermutet, dass wir entsprechende Beobachtungen machen, sind aber davon ausgegangen, dass wir gezielt suchen müssten», sagte Benke. Dem sei nicht so. Immer wieder seien bei den Tauchgängen Plastikteile entdeckt worden. In einer Sandbank nördlich des Darß fanden sie Kleinstpartikel im Sand.
Diese Rückstände könnten von Tieren verschluckt werden und damit in die Nahrungskette gelangen, sagte Benke. Größere Plastikteile wie Tüten oder Getränkeverpackungen seien eine Gefahr für Meeressäuger und Vögel, inzwischen auch in der Ostsee. Benke berichtete vom Fund eines Seehundes, der durch einen Plastikring starb. Der Ring hatte sich um den Hals gelegt und das Tier gewürgt. Ornithologen beobachteten Vögel, denen Getränkeverpackungen um den Hals hingen. Viel Müll stamme aus dem Tourismus, achtlos über Bord geworfen, oder werde über Flüsse ins Meer gespült.
Die Expedition diente dem Meeresmuseum auch dazu, Film- und Bildmaterial über die Ostsee zu sammeln. Die Stralsunder Meeresbiologen bauen seit 2008 ein «Archiv der Ostsee» auf, das langfristige Veränderungen dokumentieren soll, wie Forschungsleiter Thomas Förster sagte. Die Meeresbiologen konnten ein breites Spektrum an Algen, Wirbellosen, Fischen und Seevögeln beobachten sowie Schweinswale dokumentieren. Ein besonderes Augenmerk richteten die Forscher bei den Tauchgängen im Sommer auch auf die Schiffsbohrmuschel, die seit den 1990er Jahren in der Ostsee beobachtet wurde und sich inzwischen bis zur Westküste Rügens ausgebreitet hat. (dpa)
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