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13.04.2010 | 20:45 | Great-Barrier-Reef 

Frachter verwüstet Riff - aber Kohle größeres Problem

Sydney/Singapur - Zerschmettert, zerbrochen und zu Staub zermalmt: die filigranen Korallen am Great Barrier Reef vor Australien hatten keine Chance, als der chinesische Kohlefrachter am Ostersamstag mit voller Wucht auflief.

Meer
(c) proplanta
Unter den Zehntausenden Tonnen Gewicht entstand am Weltkulturerbe, dem größten Korallenriff der Welt, auf einer Fläche von zwei Fußballfeldern eine tote Wüste. Das brachte eine Inspektion am Ort der Havarie ans Licht. Stein- und Weichkorallen wuchsen hier, Gorgonien oder Seefächer, die ganzen Kolonien von Riffbewohnern als Wirt dienten: Muscheln, Krustentieren, Schnecken, Gliederwürmern, Algen und Seetank. Alles ist weg.

«Das Areal ist mindestens 250 mal 100 Meter groß und alles dort ist pulverisiert - sämtliches Leben ist ausgelöscht», sagte der Sprecher der Great Barrier Reef-Naturschutzpark-Behörde, David Wachenfeld. «Eine so große Narbe durch Auflaufen eines Schiffes haben wir am Barrier Reef noch nie gesehen.»

Die «Shen Neng 1», die vor der Keppel-Insel auf der Höhe von Rockhampton auf das Riff lief, ist ein mächtiger Frachter: 230 Meter lang, und dazu mit 65.000 Tonnen Kohle beladen. Durch den Wellengang schrammte das lenkungsunfähige Schiff neun lange Tage immer wieder über das Riff. Als fatal erwies sich auch die Farbe am Rumpf, die mit Chemikalien versetzt ist, um Algenbildung zu verhindern. «Die Farbe, die auf der Oberfläche hängen blieb, tötet die Korallen», sagte Wachenfeld. 20 Jahre, schätzen Experten, dauert es, bis sich das Riff an dieser Stelle von dem Schock erholt haben wird.

250 mal 100 Meter - das ist etwa so viel wie zwei Fußballfelder. Im Gesamtbild des Barrier Reefs, das sich über 2.600 Kilometer entlang der australischen Ostküste erstreckt, ist es dennoch ein winziger Bereich. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Korallen robuster sind als lange angenommen. «Es ist absolut ermutigend zu sehen, wie schnell sich ein gesundes Korallenriff erholen kann», sagt er - vorausgesetzt, die Umweltbedingungen stimmen. Da liegt für das Barrier Reef aber die größte Gefahr.

«Der Klimawandel ist zweifellos langfristig die größte Gefahr für das Riff», sagte Wachenfeld. «Anders als ein Schiffsunfall oder ein Ölunglück ist das kein lokales Ereignis, sondern überall gleichzeitig zu spüren.» Das australische Institut für Meeresbiologie stellt seit einigen Jahren die Erwärmung der Gewässer fest. Das führt zur Korallenbleiche. Wissenschaftler Ray Berkelmans hat schon gewarnt, dass die Korallen vor der Küste von Queensland bis 2025 verschwunden sein könnten, wenn die Entwicklung nicht aufgehalten werden kann. «Die Grundtemperaturen ist inzwischen so, dass wir jeden Sommer in gefährliche Temperaturbereiche kommen», meint er.

Wenn das Wasser zu warm ist, stoßen die Algen, die auf den Korallen leben, Giftstoffe aus. Die Korallen sind Nesseltiere, sie stoßen die Algen ab, können ohne sie aber auf Dauer nicht überleben. Wenn die Temperaturen mehr als acht Wochen 2,5 bis zwei Grad über normal liegen, sterben sie ab. Die weltweit schlimmste Bleiche passierte 1998, als 16 Prozent der Korallenriffe weltweit abstarben.

Ironischerweise trägt Australien als weltgrößter Kohleexporter selbst erheblich zum Klimawandel bei. Das Land ist pro Kopf der Bevölkerung gemessen einer der größten Klimasünder der Welt. Mit dem Kohleexport heizt das Land die Wirtschaftsentwicklung in China an. (dpa)
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