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21.11.2020 | 14:47

Kaufverhalten bei Glühwein hat sich durch Corona geändert

Glühweinkonsum
Restaurant sind geschlossen, Weihnachtsmärkte teilweise abgesagt. Liebhaber von Wein und Glühwein müssen sich derzeit umstellen. Die Winzer der Region spüren das. (c) proplanta

Glühwein vom Weihnachtsmarkt in die Wohnung verlegt



Corona-Zeiten erlauben keine gesellige Glühweinrunde am Stand. Winzer und Händler hoffen, das Geschäft mit dem heißen Wein in anderen Formaten zu erhalten.


Die coronabedingte Absage von Weihnachtsmärkten in vielen Städten ist ein schwerer Schlag für das Saisongeschäft mit Glühwein. Die Beschicker der Glühweinstände auf den Weihnachtsmärkten haben alternative Vertriebswege entwickelt, was den Umsatzausfall aber nur teilweise ausgleichen kann.

Nach einer Branchenschätzung werden in Deutschland mindestens 50 Millionen Liter Glühwein pro Jahr getrunken - pro Kopf der Bevölkerung fast eine Flasche. Die Zahl des allein über den Handel verkauften Glühweins stieg nach Daten des Marktforschungsinstituts IRI im vergangenen Jahr von 58,6 Millionen auf 61,2 Millionen 0,75-Liter-Flaschen - das entspricht einer Zunahme um knapp zwei Millionen auf nahezu 46 Millionen Liter. 

«Die Weihnachtsmärkte sind fast alle abgesagt, da haben wir gar keine Hoffnung mehr», sagt der rheinhessische Winzer Meik Dörrschuck, der bislang gut ein Viertel seiner Ernte für Glühwein verwendet und diesen bundesweit sowie in Nachbarländer vertrieben hat - meist in 30- oder 50-Liter-Behältnissen an die Betreiber von Weihnachtsmarktständen. «Wir sind in einem herausfordernden Jahr, da muss man kreativ sein», sagt Dörrschuck.

Seine Familie habe daher schon im Sommer überlegt, was noch alles passieren könne und dann die Idee mit Glühwein-Lieferungen nach Hause entwickelt: In einem Paket für den «Weihnachtsmarkt@home» werden zwölf Flaschen Winzerglühwein mit zwei Tassen von Oma Trude verschickt, dem Markenzeichen des Glühweins vom Schlossgartenhof in Lörzweiler.

Dieses Angebot werde bundesweit gut angenommen, könne das Geschäft mit den Ständen der Weihnachtsmärkte aber nicht ersetzen, sagt Dörrschuck. Er schätzt, dass 30 bis 40 Prozent des Weihnachtsmarkt-Umsatzes damit abgedeckt werden könnte. Außerdem setze sein Betrieb auf Angebote zur Online-Weinprobe - «Homeoffice muss nicht trocken sein.» Damit komme das Weingut im Corona-Jahr 2020 über die Runden - «ein zweites Corona-Jahr soll aber bitte nicht sein».

Für die Lieferung ins Haus schickt eine Event-Agentur in Niedersachsen sogar ein besonderes Glühwein-Taxi auf die Straßen rund um Nordhorn (Landkreis Grafschaft Bentheim). Und in Berlin wird an mehreren Orten coronaregelkonform «Glühwein to go» angeboten.

Angaben zur Herkunft der Weine sind beim Glühwein nicht erforderlich. Angaben zum Anbaugebiet oder einer bestimmten Lage sind sogar verboten. Gleichwohl gibt es nach Einschätzung des Deutschen Weininstituts einen Trend zum Winzer-Glühwein, bei dem die geschmacklichen Unterschiede der Rebsorten zum Tragen kommen. Winzer Dörrschuck hofft auf einen kalten Winter, so dass wenigstens der Frost die Nachfrage nach dem heißen Wein stärkt, wenn schon die Weihnachtsmärkte ausfallen.
dpa
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