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20.03.2020 | 11:21

Lebensmittelhandel wehrt sich gegen Sonntagsöffnungen

Coronakrise Sonntagsöffnung
(c) proplanta
Weniger Einkäufer an mehr Tagen: Die Lockerung des Ladenöffnungsgesetzes soll den Betrieb in den Supermärkten entzerren. Wird es in Sachsen nun also Sonntagseinkäufe geben?

Der Leiter des Fachbereichs Handel bei verdi, Jörg Lauenroth-Mago, hat sich gegen einen verkaufsoffenen Sonntag in Lebensmittelmärkten ausgesprochen. «Die Leute brauchen eine Pause», sagte Lauenroth-Mago der Deutschen Presse-Agentur. Die Ausnahmeregelung sei bedenklich. «Der Job ist hoch stressgeladen in der Krise», sagte Lauenroth-Mago.

Menschen von Hamsterkäufen zurückhalten und gleichzeitig mit der eigenen Angst vor einer Infizierung umgehen zu müssen, strenge «einfach viel mehr an als das Normale». Verkäuferinnen und Verkäufer, Lagerarbeiter und die übrigen Beschäftigten bräuchten die Möglichkeit, Luft zu holen.

Die Landesregierung hatte zum vergangenen Donnerstag zahlreiche Regelungen gelockert, um die Versorgung mit Lebensmitteln und notwendigen Waren zu erleichtern. Das Sonntagsfahrverbot für Lastwagen samt strenger Ruhezeiten für die Fahrer wird ebenso ausgesetzt wie das Ladenöffnungsgesetz. So soll ermöglicht werden, dass Waren auch am Wochenende transportiert und in den Läden angenommen werden. Die gelockerten Öffnungszeiten sollen ermöglichen, dass Kunden sich beim Einkaufen weniger in den Läden ballen.

«Wenn Läden später öffnen und früher schließen, da muss man mir erklären: Warum braucht man jetzt den Sonntag?», fragte der verdi-Fachbereichsleiter. Er gehe davon aus, dass der Einzelhandel von der Sonntagsöffnung keinen Gebrauch machen wird. Dafür reichten die Waren nicht aus. Lauenroth-Mago warnte jedoch auch, dass ein «Sog» entstehen könnte und alle Märkte öffnen, wenn nur einer starte.

Der arbeitsfreie Sonntag im Handel war bereits vor der Krise ein Thema für verdi. In der geltenden Manteltarif-Vertragsregelung für den Verkauf ist Sonntagsarbeit vorgesehen. Wer in Sachsen sonntags an der Kasse sitzt oder die Regale befüllt, wird mit 120 Prozent entlohnt. An einem Feiertag liegt der Zuschlag bei 150 Prozent. Gleiche Regelungen greifen für Thüringen und Sachsen-Anhalt.

In ihrer TV-Ansprache zur Coronakrise lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch den Einsatz der Menschen in den Supermärkten. «Danke, dass sie da sind für ihre Mitbürger und buchstäblich den Laden am Laufen halten.» Wer in diesen Tagen an einer Supermarktkasse sitze oder Regale befülle, der mache «einen der schwersten Jobs, die es zur Zeit gibt».

«Unsere Mitarbeiter in den Märkten, den Logistikzentren und den Zentralen machen bundesweit einen extrem guten Job», sagte auch der Sprecher der Rewe Group, Andreas Krämer. Zwar gebe es im stationären Handel als auch Online bei Nährmitteln, Konserven und Drogerieartikeln eine verstärkte Anfrage. Die Frequenz der Belieferung der Rewe- und Penny-Märkte sei jedoch erhöht worden. «In Anbetracht der derzeit stabilen Versorgungslage sehen wir keine Notwendigkeit, die Öffnungszeiten zu verändern», sagte Krämer.

Auch bei Lidl beobachtet man die aktuellen Entwicklungen nach eigenen Angaben sehr genau. «Unser wichtigstes Ziel ist es, Mitarbeiter und Kunden zu schützen und die Warenverfügbarkeit für die Bevölkerung sicherzustellen», sagte eine Unternehmenssprecherin. Zum jetzigen Zeitpunkt haben alle Filialen zu den gewohnten Öffnungszeiten geöffnet, aktuell plane man nicht, diese auszuweiten. «Selbstverständlich bewerten wir die Situation täglich neu.»

Konsum Dresden und Leipzig sehen klar von einer Öffnung am Sonntag ab. «Unser Verkaufspersonal benötigt dringend diesen einen arbeitsfreien Tag, um sich zu regenerieren und auch, um den gerade in dieser Zeit hohen familiären Verpflichtungen nachkommen zu können.» Im Interesse der Mitarbeiter habe man sich gegen die Ausweitung der Öffnungszeiten entschieden. Konsum- und Frida-Märkte blieben wie gehabt von Montag bis Samstag geöffnet.
(dpa)
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