Weltweit setzen Großanleger deshalb auf erneuerbare Energien.
Die Allianz verkündete kurz vor dem
Klimagipfel in Paris (30. November bis 11. Dezember) erst den Abschied von der Kohleenergie und gab am Donnerstag auch gleich eine neue Parole für die gesamten Geldanlagen aus: «Klimaschutz ins Kerngeschäft.»
Sämtliche Anlagen werden nun durchforstet und auf Treibhausgasemissionen sowie andere Kriterien hin bewertet. Getrieben wird die Allianz dabei aber vor allem vom Geld. «Mit Gutmenschentum hat diese Strategie der Allianz nichts zu tun - es geht um die Rendite», sagt Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten.
Rund um den Globus verabschieden sich Investoren aus Anlagen in fossilen Energieträgern, vor allem Kohle. «Im internationalen Vergleich ist die Allianz spät dran», sagt Kleinlein. Der französische Versicherungskonzern Axa hatte bereits vor Monaten den Rückzug aus der Kohleenergie angekündigt, der Investmentfonds der Rockefeller-Nachfahren im vergangenen Jahr. Das norwegische Parlament zog im Juni einen Schlussstrich unter Kohle-Investments des staatlichen Pensionsfonds, der in Deutschland an den Energiekonzernen
RWE und Eon beteiligt ist.
Der Rückzug eines großen deutschen Akteurs war daher aus Sicht von Experten überfällig. Andere Lebensversicherungen dürften nach Einschätzung von Kleinlein bald folgen. «Für sie war die Allianz schon oft ein Leittier.» Umweltschutzorganisationen von WWF bis zu
Greenpeace begrüßten den Schritt: «Wenige Tage vor Beginn der Klimakonferenz ist die Ankündigung der Allianz ein starkes Signal an Investoren in aller Welt», sagte Greenpeace-Energieexperte Tobias Münchmeyer.
Er mahnt aber zugleich Konsequenz im ganzen Konzern an: Glaubwürdig werde Konzernchef Oliver Bäte erst, wenn er auch Kreditbürgschaften der Allianz-Tochter Euler Hermes für Kohle-Vorhaben stoppe. «Ohne einen Kohleausstieg bei Hermes behält das neue grüne Kleid der Allianz einen hässlichen schwarzen Fleck.» Bäte wird sich an seinen Versprechen messen lassen müssen - soviel steht fest.
Für Kunden der Lebensversicherung soll die neue Strategie von Vorteil sein: Denn letztlich muss die Allianz ihnen eines Tages die Zinsen abliefern, die sie bei Vertragsabschluss versprochen hat. «Die Rendite hat für uns oberste Priorität», sagt ein Allianz-Sprecher.
Seit der Finanzkrise und schrumpfenden Zinsen an den Kapitalmärkten fiel es vielen Versicherern immer schwerer, die langfristigen Zusagen zu erfüllen. Geldanlagen mit stabilen Erträgen über viele Jahre werden deshalb gesucht - und Investitionen in Wind- und Solarparks scheinen den Versicherern dabei inzwischen eine bessere Wahl. Mehr als 50 Windparks hat die Allianz in den vergangenen Jahren schon gekauft - und ist weiter auf Shoppingtour.
Mit durchschnittlich fünf bis sechs Prozent liefern die Investitionen sogar höhere Rendite als viele andere Anlagen wie zum Beispiel Staatsanleihen. In den kommenden Jahren will die Allianz diese Engagements auf fünf Milliarden Euro verdoppeln. Gemessen an den gesamten Kundengeldern in Höhe von mehr als 600 Milliarden Euro ist das zwar noch immer ein winziger Teil. Die Tendenz zeigt aber klar nach oben.