Der Finanzinvestor Cinven übernehme den Geschäftsbereich «Environmental Science» für 2,6 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro), teilte
Bayer am Donnerstag in Leverkusen mit. Man habe «einen sehr attraktiven Kaufpreis» erhalten, erklärte der zuständige Bayer-Vorstand Rodrigo Santos. Durch die Veräußerung könne man sich auf das landwirtschaftliche Kerngeschäft konzentrieren.
Die Sparte, deren Zentrale von Frankreich in die USA verlagert wurde, verkauft
Herbizide und andere Mittel an professionelle Anwender, ob
Waldbesitzer, Städte oder Industriekonzerne. Einsatzgebiete sind zum Beispiel Golfplätze und Grünflächen in Parks oder in Industrieanlagen. Um die Landwirtschaft geht es nicht. Mittel mit
Glyphosat hat «Environmental Science» nicht im Portfolio - diese Produkte sollen auch langfristig bei Bayer bleiben.
Ende 2021 hatte der nun verkaufte Unternehmensteil 800 Beschäftigte, der Jahresumsatz lag 2019 bei etwa 600 Millionen Euro. Einen aktuelleren Umsatz-Wert gab Bayer wegen des vor einem Jahr eingeleiteten Verkaufsprozesses nicht bekannt. Der Agrarchemie-Bereich («Crop Science»), zu der «Environmental Science» gehörte, erreichte 2021 einen Umsatz von 20,2 Milliarden Euro - der Anteil des verkauften Firmenteils ist also gering. Die Transaktion soll in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden.
Mit den Nettoeinnahmen wollen die Leverkusener die Schulden senken. Der Konzern leidet immer noch unter den Folgen der
Übernahme des US-Saatgutkonzerns
Monsanto, der ihm viele Zehntausend Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter eingebrockt hatte. Der Streit kostet viele Milliarden.
Trotz zuletzt besser laufender Geschäft steht der Aktienkurs daher schon seit Jahren unter Druck. Aktuell kosten die Papiere in etwa halb so viel wie vor dem Monsanto-Kauf 2018. Wichtig ist daher eine bald anstehende Entscheidung des obersten US-Gerichts, ob es einen wegweisenden Glyphosat-Fall zur Überprüfung annimmt.
Sollte es zur Verhandlung kommen, hätte das Urteil Signalwirkung. Von einem möglichen Sieg versprechen sich die Leverkusener, die Streitigkeiten im Grunde beenden zu können. Für den Fall, dass der Gerichtshof den Fall nicht annimmt oder zuungunsten von Bayer entscheidet, hat der Leverkusener Konzern bereits Geld beiseite gelegt für weitere mögliche Zahlungen an künftige Kläger.