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21.06.2016 | 12:35 | Milchmarkt 

DMK-Molkerei sieht Anzeichen für mögliche Markterholung

Bremen - Deutschlands größtes Molkereiunternehmen DMK hält eine leichte Erholung auf dem stark unter Druck geratenen Milchmarkt bis Ende des Jahres für möglich.

DMK-Molkerei
Den Milchbauern geht's schlecht. Die Preise sind im Keller, Milch ist oft billiger als Mineralwasser. Viele Bauern geben auf oder stellen um. Sie geben auch Molkereien wie dem Milchkontor Schuld an der Misere. (c) DMK
Mittlerweile sei ein Rückgang der Milchmengen in Deutschland und anderen EU-Ländern festzustellen, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Milchkontors (DMK), Josef Schwaiger, am Dienstag in Bremen bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens.

So sei in den vergangenen zehn Wochen die Milchanlieferung beim DMK um rund 5 Prozent im Vorjahresvergleich gesunken. Auf Bundesebene werde allein für die zweite Juni-Woche ein Rückgang von 1,7 Prozent berichtet. «Hält diese jetzt aufgezeigte Entwicklung an, wird im Laufe des Jahres 2016 eine Marktverbesserung eintreten», hofft Schwaiger.

Wegen eines Überangebots sind aktuell die Milchpreise in ganz Europa im Keller. 2015 zahlte das DMK Genossenschaftsbauern einen Milchpreis von durchschnittlich 27,57 Cent pro Liter (2014: 36,86 Cent). Aktuell sind es noch 20,8 Cent.

Aus Unzufriedenheit mit den anhaltenden Tiefpreisen wollen rund 500 Landwirte das Milchkontor verlassen. Für Ende 2017 seien fristgerecht rund 550 Millionen Liter Milch in Kündigung, bestätigte das Unternehmen. Es werde alles versucht, um die Landwirte zum Bleiben zu bewegen. Im Falle der Kündigung müssen sich die Bauern einen anderen Abnehmer suchen. Insgesamt zählt das Unternehmen derzeit 8300 Genossenschaftsbauern.

Kritik am Kurs des DMK kam von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), die vor dem Veranstaltungsort protestierten. «DMK lebt, die Bauern sterben», stand auf einem Plakat. AbL-Bundesgeschäftsführer Georg Janßen hält die vom DMK forcierte Stärkung der Exportquote für falsch. Vielmehr müsse eine Qualitätsoffensive gestartet werden.

Johanna Böse-Hartje vom BDM in Niedersachsen beschrieb die Lage auf den Höfen als desolat. Die Landwirte könnten ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. «Der Bauer verliert pro Jahr und Kuh rund 1.000 Euro. Das ist dramatisch», betonte sie. Aus Sicht des BDM wären etwa 43 Cent je Liter für die Bauern auskömmlich.

Geschäftsführer Schwaiger verwies dagegen darauf, dass das Deutsche Milchkontor mit dem Ziel, jeden möglichen Cent auf die Höfe zu bringen, bereits im Verlauf des Vorjahres 30 Millionen Euro Gewinn über das Milchgeld an seine Landwirte ausgezahlt habe. Der Jahresüberschuss liege deshalb mit 13 Millionen Euro «bewusst» unter dem Vorjahresergebnis (2014: 42 Millionen Euro).

2015 musste das DMK einen Umsatzrückgang von 5,3 Milliarden Euro (2014) auf 4,6 Milliarden Euro hinnehmen. Die Zahlen sind seit Ende Februar bekannt. Das DMK, zudem unter anderem Produkte der Marken Milram, Humana, Casarelli und Oldenburger gehören, setzt stark auf den Export, der zur Zeit 40 Prozent des Umsatzes ausmacht. Schwaiger kündigte den Einstieg bei der russischen Firma RichArt (Umsatz: 60 Millionen Euro) an. Die Firma hat ihren Sitz in Moskau und ein Käsewerk in Dobrov, etwa 450 Kilometer südöstlich von Moskau.
dpa
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