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08.03.2023 | 02:32 | Anlagenbauer 

Geas Russland-Geschäft geht gegen Null

Düsseldorf - Das Russland-Geschäft des Anlagenbauers Gea wird in diesem Jahr nach Einschätzung der Düsseldorfer Firma fast komplett zum Erliegen kommen.

GEA
Wer ein Bier trinkt oder ein Milchprodukt zu sich nimmt, der hat dabei häufig auch einen Bezug zur Düsseldorfer Firma Gea. Denn deren Anlagen werden in vielen Brauereien und Agrarbetrieben genutzt. Die Firma legt glänzende Zahlen vor - trotz eines Russland-Effekts. (c) gea
Nachdem der dortige Umsatz bereits im vergangenen Jahr um 100 Millionen Euro gesunken sei, könnte es dieses Jahr zu weiteren Einbußen um 50 bis 100 Millionen Euro kommen, sagte der Vorstandschef Stefan Klebert am Dienstag in Düsseldorf. Dann hätte man nahezu das vollständige Geschäft in Russland verloren. «Es ist im Prinzip tot.» 

Güter zur Grundversorgung - also Lebensmittel und Pharmazie - könnten zwar auch künftig nach Russland verkauft werden, das jüngste Sanktionspaket mache eine wirtschaftlich sinnvolle Abwicklung aber so gut wie unmöglich. Gea hatte eine Kältetechnik-Fabrik in Russland, die das Unternehmen 2022 verkauft hat.

Auf die Frage, ob man dafür einen relevanten Geldbetrag bekommen habe, sagte Klebert, das sei «nichts, was uns wirklich erfreut hat». Im Verhältnis zu den 5,2 Milliarden Euro Umsatz, die Gea im vergangenen Jahr verbucht hat, ist das früher 200 Millionen Euro schwere Russland-Geschäft der Firma nur eine Nische. Allerdings sei es «überdurchschnittlich profitabel» gewesen, so der Manager.

Das Portfolio von Gea ist breit aufgestellt. Die Firma stellt zum Beispiel Brauereitechnologien, Zentrifugaltechnik, Ventile, Melkroboter, Fütterungsanlagen und Gefriertrockner her. Das Geschäft brummt, der Umsatz kletterte 2022 um fast zehn Prozent nach oben.

Seine Gewinnprognose übertraf der Konzern: Bereinigt um Kosten für den Konzernumbau stieg der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) den Angaben nach 2022 um 14 Prozent auf 712 Millionen Euro. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet der Vorstandschef mit weiter steigenden Gewinnen.

80 Prozent der Erlöse macht Gea mit Anlagen für die Lebensmittelindustrie und für Pharmaunternehmen. Abseits von diesem Kerngeschäft geht die Firma neue Wege und vertreibt zum Beispiel eine Anlage, mit der CO2 bei der Zementproduktion abgesaugt, gefiltert und gewaschen wird. Das so gewonnene Kohlendioxid wird später zum Bierbrauen genutzt oder es wird unterirdisch eingelagert.

Mit Blick auf dieses CO2-Geschäft sagte Klebert: «Wir glauben, dass wir ein großes Wachstum vor uns haben, weil die ganze Zementindustrie ein Hauptverursacher von CO2-Emissionen ist.» Mit der Gea-Technologie könnten die Zementhersteller ihre Treibhausgas-Bilanz verbessern.

Derzeit nimmt Gea mit diesem noch jungen Geschäftszweig nach den Worten des Managers nur einen hohen zweistelligen Euro-Betrag pro Jahr ein, Tendenz steigend. Angesichts des steigenden politischen Drucks auf die Zementindustrie, ihre Klimabilanz zu verbessern, rechnet sich Klebert aber gute Chancen auf ein kräftiges Wachstum aus.

Der Konzern hat gut 18.000 Vollzeitstellen, davon circa ein Drittel in Deutschland. Das größte Werk ist in Oelde (NRW) mit mehr als 1.600 Beschäftigten. Sogenannte Separatoren sorgen mit Zentrifugalkräften dafür, dass zum Beispiel der Rahm von der Milch abgetrennt wird. In Bönen (NRW) sind 800 Menschen für Gea tätig und stellen unter anderem Melkroboter her.

In Büchen (Schleswig-Holstein; 600 Beschäftigte) geht es um Reinigungs- und Brauereitechnologien. Der Verwaltungssitz mit seinen gut 400 Beschäftigten ist in Düsseldorf. Nach Firmenangaben wird weltweit etwa jeder zweite Liter Bier mit Hilfe von Gea-Anlagen gebraut. Bei verarbeiteter Milch liegt der Anteil bei einem Viertel.
dpa/lnw
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