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07.11.2015 | 08:50 | Backwarenhersteller 

Großbäckerei Lieken bekommt Fördermillionen in Aussicht gestellt

Magdeburg / Düsseldorf - Ein Werk schließt, das andere wird gebaut: Der Backwarenhersteller Lieken will in Wittenberg ein neues Werk errichten, zugleich jedoch seinen Standort in Weißenfels aufgeben.

Backwarenhersteller
Lieken errichtet ab 2016 eine Großbäckerei in Wittenberg. Gleichzeitig schließt das Werk in Weißenfels. Das Land stellt dem Unternehmen Fördermittel in Millionenhöhe in Aussicht. (c) proplanta
Das teilte das Unternehmen am Freitag in Düsseldorf mit. Das Land stellt Fördermittel in Millionenhöhe in Aussicht.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und das Wirtschaftsministerium verteidigten das Vorgehen, Linke und SPD reagierten verärgert.

Die Produktion des Werks in Weißenfels wird laut Lieken auf den neuen Standort übergehen. Das Unternehmen versicherte, es wolle die 250 Mitarbeiter aus Weißenfels in dem neuen, rund 100 Kilometer entfernten Werk weiterbeschäftigen. Dort sollen künftig 250 bis 300 Menschen arbeiten, darunter 27 Auszubildende. Baubeginn in Wittenberg ist demnach Anfang 2016, Ende 2017 soll die Produktion starten.

Für die Investitionen habe Lieken einen Zuschuss von rund elf Millionen Euro beantragt, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Dies sei die maximal mögliche Summe. Das Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft habe eine Förderung in Aussicht gestellt, über die Höhe sei noch nicht entschieden. Zuvor hatte die «Magdeburg Volksstimme» über eine Förderung berichtet.

Haseloff teilte mit, die Investitionen in Wittenberg seien wichtig, weil die Gefahr bestanden hätte, dass die Produktion komplett aus Sachsen-Anhalt in die westlichen Bundesländer verlagert werde. In Weißenfels wären Modernisierungen in hohem zweistelligen Millionenbereich notwendig gewesen.

Das sei nach Aussage des Unternehmens wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen, sagte Haseloff. Laut Wirtschaftsministerium plant die Konzern-Mutter Agrofert zudem über das Lieken-Werk hinaus weitere Investitionen in Wittenberg.

Die Staatskanzlei hatte bereits am Donnerstag mitgeteilt, dass Lieken ein Werk in Wittenberg errichtet und hierfür 200 Millionen Euro investiert. Die Schließung der Großbäckerei in Weißenfels wurde jedoch nicht erwähnt.

Lieken teilte mit, als Ersatz für Weißenfels zunächst das Rhein-Main-Gebiet in Betracht gezogen, dort aber keinen geeigneten Standort gefunden zu haben. Das Wittenberger Werk werde nun auf dem Grundstück einer Schwestergesellschaft von Lieken, dem Stickstoffhersteller SKW Piesteritz, errichtet.

Rüdiger Erben, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender und Weißenfelser Landtagsabgeordneter, zeigte sich empört. Haseloff, in dessen Wahlkreis das neue Werk entstehen soll, sei «nicht nur der Ministerpräsident von Wittenberg», sagte er.

Für Wulf Gallert, Vorsitzender der Links-Fraktion, wirft die Verlagerung des Standortes Fragen zu den entstehenden Arbeitsplätzen in Wittenberg auf. «Sind Leiharbeit, Werksverträge und sachgrundlose Befristungen ausgeschlossen? Werden Tariflöhne gezahlt?» Eine öffentliche Förderung sei nur berechtigt, wenn die Stellen am neuen Standort besser seien als in Weißenfels.

Die Lieken-Gruppe setzt nach eigenen Angaben jährlich rund 800 Millionen Euro um. Seit Juni 2013 gehört sie zum tschechischen Agrofert-Konzern. Dessen Besitzer ist der  tschechische Finanzminister Andrej Babis. Seither sind im Unternehmen zahlreiche Umstrukturierungen im Gange. Geplant ist demnach, auch Werke in Essen, Pfungstadt, Stockstadt (beide Hessen), Garrel (Niedersachsen) und Essen zu schließen.
dpa/sa
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