Europas zweitgrößter Zuckerhersteller
Nordzucker stimmt die Rübenbauern auf härtere Zeiten ein. Nach einer zuletzt ungewohnt starken Ertragsphase werfe die Marktliberalisierung mit dem nahenden Ende der EU-Zuckerquote bereits heute ihre Schatten voraus, warnte Konzernchef Hartwig Fuchs am Dienstag in Braunschweig bei der Vorlage der Jahresbilanz.
«Diese sehr guten Jahre sind vorüber», ließ er erklären. Bis zum Ende der EU-Zuckermarktordnung im Herbst 2017 stehe ein heikler Übergang an. Dann brechen für die Branche in Europa neue Zeiten an, da bisher preisstützende Angebotsregulierungen enden.
Derzeit regelt die EU-weite
Zuckerquote ein System aus Mindestpreisen und Mengensteuerungen. Ende September 2017 endet diese Regulierung, Quoten und Rüben-Mindestpreise als zentrale Elemente der bisherigen Ordnung entfallen. «Die Einflüsse des volatilen Weltmarkts beeinflussen schon jetzt deutlich stärker den EU-Zuckermarkt», sagte Fuchs. Die Nordzucker AG vereint rund 15.000 Rübenbauern, die auch den Großteil der Aktionäre stellen. Hinter dem Unternehmen steht eine Anbaufläche, die in etwa so groß ist wie das gesamte Saarland.
Im Geschäftsjahr 2013/14 (28. Februar) brach Nordzuckers Überschuss um 43 Prozent auf 209 Millionen Euro ein. Preisdruck und ungeplante Abschreibungen auf die Geschäftsaussichten in Nordeuropa waren die Hauptgründe. Die Braunschweiger, die ihren Umsatz mit 2,36 Milliarden Euro fast stabil hielten (minus 3 Prozent), mussten den Buchwert der skandinavischen Nordic Sugar mit Sitz in Kopenhagen um 89 Millionen Euro reduzieren, weil sich die Geschäftsaussichten stark eintrübten. Der Firmenteil bleibe aber in den schwarzen Zahlen, so die Prognose.
Fuchs sprach beim Konzerngewinn aber generell von einem weiterhin «sehr guten Niveau». Er sieht Nordzucker gut aufgestellt für die Herausforderungen des Umbruchs, den auch der Marktführer
Südzucker aus Mannheim als herausfordernd bezeichnet hatte. Dort würgten fallende Zuckerpreise ebenfalls das Wachstum ab, der Überschuss rauschte von 734 auf 390 Millionen Euro ähnlich stark in den Keller.
In der Nordzucker-Prognose heißt es: «Im kommenden Geschäftsjahr wird der Druck auf die Preise weiter anhalten.» Der Kampf um Marktanteile habe sich bereits verschärft. Im Ausblick steht, dass Umsatz und Ergebnis «erneut deutlich zurückgehen» werden. Ohne eine konkrete Marke für die Erlöse zu nennen, peilt der Konzern aber an, das Ziel von fünf Prozent Umsatzrendite zu erreichen. Die Kennziffer bedeutet, dass unter dem Strich jeder zwanzigste umgesetzte Euro hängen bleibt. Das wären auf Basis des aktuellen Umsatzes rund 120 Millionen Euro.
Im Brief an die Aktionäre schreibt das Vorstandsteam: «Nach zwei herausragenden Geschäftsjahren mit sehr guten Ergebnissen konnten wir auch 2013/14 auf einem Niveau abschließen, mit dem wir sehr zufrieden sind.» Jedoch hätten sich «deutliche Preisabschläge» im Umsatz und im Ergebnis widergespiegelt. Mehr Menge habe aber dabei einen guten Teil wieder wettgemacht. Nordzuckers Mitarbeiterzahl sank im Jahresschnitt minimal von 3.290 auf 3.279. Davon waren 1.247 Menschen in Zentraleuropa, 523 in Osteuropa und 1.509 in Nordeuropa beschäftigt. (dpa)