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15.03.2012 | 04:33 | Energiewende 

Im Jahr nach Fukushima: Eon blickt nach vorn

Düsseldorf - Das Lachen ist Johannes Teyssen noch nicht vergangenen.

Atomausstieg
(c) proplanta
Trotz eines satten Verlustes in Milliardenhöhe im vergangenen Geschäftsjahr zeigt sich der Eon-Vorstandschef zu Beginn der Pressekonferenz entspannt und in bester Laune. Möglicherweise bereitet der kräftige Kursanstieg der Eon-Aktie dem Manager trotz tiefroter Zahlen Freude.

Tatsächlich steht das Jahr eins nach Fukushima für die gesamte deutsche Energiebranche für die bislang größte Zäsur.

Ob Vattenfall, EnBW, RWE oder jetzt Eon - keiner der vier großen Versorger kam 2011 ungeschoren davon: Alle vier Konzerne verzeichneten drastische Gewinneinbrüche, wenn nicht gar milliardenschwere Verluste. Das zeigt, wie schmerzhaft in den Unternehmen der Verzicht auf die Kernenergie ist.

Die Atommeiler waren bis zuletzt reinste Goldgruben. Bei Eon belastet die sofortige Stilllegung von zwei Atommeilern, einschließlich der Brennelementsteuer, die Bilanz mit 2,5 Milliarden Euro. Werden die Beträge der anderen drei anderen hinzuaddiert, kommen locker mehr als 5 Milliarden Euro zusammen.

Das ausgerechnet Eon als größter Atomkraftbetreiber in Deutschland am stärksten vom Ergebniseinbruch betroffen ist, hat aber auch andere Gründe: das schwächelnde Gasgeschäft und hohe Abschreibungen auf Aktivitäten in Südeuropa. Und so räumt Teyssen unumwunden ein: «2011 war bislang das schwierigste Jahr in der noch jungen Eon-Geschichte».

Selbst im Vorgänger-Unternehmen Veba hat es solche Verluste nie zuvor gegeben.

Doch für Teyssen ist das vergangene Jahr schnell abgehakt. Er will nicht zurückblicken, sondern nach vorne. Ein Stützpfeiler ist der forcierte Ausbau der Aktivitäten bei der erneuerbaren und konventionellen Erzeugung in wachstumsstarke außereuropäische Regionen wie in Nordamerika, Russland, Brasilien - und künftig voraussichtlich auch Indien und die Türkei.

Und lamentieren über die fulminante Energiewende in Deutschland möchte der wortgewaltige Manager schon gar nicht. Sie sei beschlossene Sache, sagte Teyssen: «Schulnoten zu geben, ist nicht meine Aufgabe. Was ich nenne, sind Erfolgsbedingungen».

Eine davon ist die Umsetzung der Energiewende in einem europäischen Rahmen. Die Neuordnung des Energiesystems sei in seinen Ausmaßen vergleichbar mit der gemeinsamen europäischen Währung. Und ob die Energiewende gelinge oder nicht, «das werden wir erst in etwa einer Generation beantworten können.»

Die Antworten auf die Beschlüsse der Bundesregierung hat Eon ohnehin schon gefunden. Das Unternehmen investiert in den kommenden fünf Jahren sieben Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien, etwa genauso viel wie in den Jahren davor. Vor allem geht das Geld in Windparks auf dem Meer. Sechs dieser sogenannten Offshore-Anlagen hat Eon bereits fertiggestellt, in Zukunft soll alle 18 Monate ein neuer Park in Betrieb gehen - vorausgesetzt, die Anbindung an das Netz klappt.

Teyssen, eben noch der kühle Atommanager, der das Aus von 11.000 der insgesamt knapp 80.000 Arbeitsplätze in seinem Konzern verantwortet, kann jetzt ganz im Gegenteil an der deutschen Küste punkten. Der Aufbau der Windparks, ihr Betrieb und ihre Wartung schaffen Jobs in einer strukturschwachen Region.

Ein Beispiel ist der Windpark Amrumbank West, in den Eon eine Milliarde Euro steckt, und der ab 2015 Strom für rund 300.000 Haushalte liefern soll. Teyssen betont auch, dass kleine, dezentrale Energieanlagen zwar die Zukunft seien, jedoch: «Dezentral allein wird nicht reichen!» Nur mit Anlagen wie Amrumbank West schaffe man mit rund 4.000 Volllasttunden Windstrom pro Jahr fast ein Grundlastniveau. (dpa)
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