Nach dem Insolvenzantrag des Windkraft-Zulieferers Siag Schaaf Industrie und seiner Töchter müssen 440 Mitarbeiter um ihren Arbeitsplatz bangen. Betroffen seien ausschließlich Beschäftigte in Deutschland, sagte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner am Dienstag. Bei jedem vierten Mitarbeiter sei unklar, wie es weitergehe.
Vor allem die Werke in Leipzig und Finsterwalde mit 200 und 150 Mitarbeitern sind betroffen. Dazu kommen 68 Mitarbeiter in der Zentrale des Unternehmens und 20 in einer Beteiligungs- und einer Vertriebsgesellschaft. Nach Unternehmensangaben arbeiten für Siag 1.800 Menschen in Europa, Nordafrika, Asien und Nordamerika. Sie stellen Stahlelemente für Windkraftanlagen an Land und auf dem Meer her.
Der Insolvenzantrag bei Siag bezieht sich auch auf fünf Tochterfirmen. Nicht betroffen sind die Siag Nordseewerke in Emden mit rund 700 Mitarbeitern sowie die Auslandsgesellschaften. Siag hatte die Nordseewerke im Jahr 2010 zu großen Teilen von ThyssenKrupp übernommen.
«Generell gehen die Banken bei der Windkraft zu vorsichtig mit Krediten um», bemängelte ein Siag-Sprecher. Andere Unternehmen der Branche kämpften mit gleichen Problemen. Die Finanzierung von Windparks sei in den vergangenen drei Jahren mit Unsicherheiten verbunden gewesen. Zudem hat die Offshore-Windkraftbranche Probleme bei der Anbindung von Anlagen im Meer ans Stromnetz.
Die Energie-Expertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, sagte dem Sender «MDR Info», sie bewerte die Insolvenz von Siag nicht über. Im Unterschied zu Solarfirmen ständen die deutschen Hersteller von Windkraftanlagen bisher gut da. Durch die Energiewende würden bis 2020 viele Investitionsprojekte anstehen, vor allem auf hoher See.
Die Emder Nordseewerke sind trotz der Insolvenz des Mutterunternehmens zuversichtlich. «Wir gehen davon aus, dass es hier weitergeht», sagte der Betriebsratsvorsitzende Erwin Heinks. Der Zulieferer für Offshore-Windräder sei bis Ende des ersten Quartals 2013 mit Aufträgen ausgelastet. Diese würden von der Norddeutschen Landesbank (NordLB) finanziert. «Es finden diese Woche Gespräche mit der Bank statt. Die müssen wir abwarten», sagte Heinks. Statt Schiffe und U-Boote bauen die rund 700 Mitarbeiter in der ostfriesischen Werft seit der Übernahme Teile für Windkraftanlagen.
Mit Blick auf die NordLB-Gespräche appellierte die IG Metall Küste an den niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU), sich für eine Kreditvergabe an die Emder Nordseewerke einzusetzen. Das Land habe sich 2009 verpflichtet, den
Strukturwandel vom Schiffbau zur Offshore-Industrie zu begleiten und zu überwachen. (dpa)