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20.03.2010 | 08:27 | Babynahrung  

Nicht nur für die Kleinsten ­ das «Gläschen» wird 50

Pfaffenhofen a.d. Ilm - Deckel auf, Löffel raus - fertig.  

Nicht nur für die Kleinsten ­ das «Gläschen» wird 50
Millionen Mütter und Väter in Deutschland ernähren ihre Kinder mit Babybrei aus dem Glas - und greifen immer öfter auch selbst zu. In diesem Jahr feiert das berühmte «Gläschen» runden Geburtstag: Vor 50 Jahren stellte das Unternehmen Hipp damit den Markt für Babynahrung auf den Kopf. Seitdem hat die Firma nach eigenen Angaben 9,3 Milliarden Gläschen produziert. Würde man sie aufeinander stapeln, wäre der Turm 60.000 Mal so hoch wie der Mount Everest. Im vergangenen Jahr kamen dann auch noch die Plastikbecher dazu.

Jedes vierte Obst-Gläschen wird inzwischen nach Angaben von Firmenchef Claus Hipp («Dafür steh' ich mit meinem Namen») von einem Erwachsenen geleert. Und das ist für das Unternehmen auch gut so. Weil in Deutschland immer weniger Kinder auf die Welt kommen, stagniert der Markt für Babykost in der Bundesrepublik. «Wir haben früher mal doppelt so viele Geburten gehabt - das merkt man natürlich», sagte Unternehmenschef Claus Hipp am Mittwoch im oberbayerischen Pfaffenhofen. Und sein Marketingchef Reiner Tafferner fügt hinzu: «Der Tierfuttermarkt ist inzwischen schon viel größer als der Markt für Babynahrung und er wächst schneller.»

Ältere Menschen, die zum Mittag Brei essen oder statt zum Apfel zum Fruchtgläschen greifen, können das Minus an Kundennachwuchs wenigstens ausgleichen. «In unserer Gesellschaft, die immer älter wird, wird Babynahrung auch im Erwachsenenbereich eine Zukunft haben», sagte Claus Hipp, der schon in den 60er Jahren auf biologischen Anbau gesetzt hat. «Wir haben Menschen mit Bio-Produkten großgezogen, die uns dann nachher als Parteipolitiker erklären wollten, wie das geht.» Das gute Image des Unternehmens, das mit seinem Anteil am Babynahrungsmarkt von 46 Prozent vor Nestlé und Milupa liegt, ist möglicherweise auch ein Grund dafür, dass ältere Menschen im Rentenalter zum Babybrei greifen. Außerdem werden Lebensmittel, die zu Babynahrung verarbeitet werden, noch strenger kontrolliert.

Herkömmliches Essen vertragen sie oft nicht so gut. Eine andere Gruppe von Erwachsenen, die zum Gläschen greifen, sind nach Angaben des Firmenchefs insbesondere junge Mütter. Gemüse und Obst in Baby- Brei-Form sei kalorienarm und eigne sich darum für eine Diät auf dem beschwerlichen Weg zurück zur Idealfigur.

Den Trend zum Essen aus dem Glas, mit dem Hipp vor 50 Jahren eine kleine Revolution auslöste, sehen Ernährungswissenschaftler «mit einem lachenden und einem weinenden Auge». «Im Prinzip hat sich die Kindernahrung dadurch grundlegend geändert», sagt der Kinderarzt und Ernährungswissenschaftler Michael Krawinkel von der Justus-Liebig- Universität Gießen. Das sei nicht nur gut. Zwar habe die Babynahrung eine hohe Qualität, ein Problem gebe es aber trotzdem: Die geschmackliche Vielfalt fehlt, sagt Krawinkel. «Es gehört zum Lernprozess, dass Kinder merken, dass es unterschiedliche Geschmacksrichtungen gibt - eine Möhre schmeckt nicht immer gleich.» Im Fertigprodukt gebe es diese Unterschiede aber nicht. «Selbst zubereitetes Essen schmeckt natürlicher.» (dpa)
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