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11.07.2012 | 19:42 | Solarbranche 

Solarpleitewelle überrollt auch den Maschinenbauer Centrotherm

Blaubeuren - Die Pleitewelle in der deutschen Solarbranche hat nun auch die Zulieferer erfasst.

Solarbranche
(c) proplanta
Mit Centrotherm Photovoltaics hat der erste auf die Solarindustrie spezialisierte Maschinenbauer Insolvenz angemeldet. Doch die in Finanznot geratene TecDax-Gesellschaft will das Ruder selbst in der Hand behalten. Beim Amtsgericht Ulm stellte Centrotherm einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung, wie die Firma Dienstagnacht in Blaubeuren mitteilte. Centrotherm hat in diesem Jahr bereits 500 Stellen abgebaut.

Nun will das Unternehmen die erst seit März geltende Möglichkeit zur einfacheren Sanierung von Unternehmen nutzen. Mit dem sogenannten Schutzschirmverfahren will sich die Centrotherm für drei Monate vor den Forderungen seiner Gläubiger schützen und sich unter eigener Führung sanieren. Am Mittwoch verloren die Aktien des einst erfolgsverwöhnten Maschinenbauers drei Viertel ihres Wertes, auch andere Titel aus dem Solarsektor verloren kräftig.

Nun liegt der Ball beim Amtsgericht Ulm. «Wir prüfen jetzt den Antrag», sagte Insolvenzrichter Benjamin Webel am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Voraussetzung für den «Schutzschirm» sei eine drohende Zahlungsunfähigkeit oder eine Überschuldung. Zudem dürfe eine Sanierung nicht offensichtlich aussichtslos sein, sagte Webel.

Centrotherm hat einen massiven Markteinbruch zu verkraften, laut Insidern brachen vor allem Aufträge aus Asien weg. Schon vor einem Monat war das Unternehmen in massive Finanzierungsprobleme geraten, weil Kreditversicherer Warenlieferungen an die Firma nicht mehr weiter versichern wollten. Zum Jahresauftakt war Centrotherm in die roten Zahlen gerutscht.

Das Unternehmen hat den Rechts- und Fachanwalt für Insolvenzrecht, Tobias Hoefer, in den Vorstand berufen. Dieser soll bei der Rettung des Unternehmens helfen. Centrotherm betonte, im Tagesgeschäft weiter handlungsfähig zu sein. «Da wir weiterhin zahlungsfähig sind, können wir sowohl Kundenaufträge planmäßig abarbeiten, wie auch unsere Lieferanten bezahlen», erklärte Vorstandschef Robert M. Hartung laut Unternehmensmitteilung.

Verbindlichkeiten aus der Zeit vor dem Antrag würden während des Schutzschirmverfahrens aber nicht beglichen. Zur Höhe dieser Verbindlichkeiten und den konkreten Gläubigern wollte Centrotherm nichts sagen. Aus dem Bericht zum Ende März abgelaufenen ersten Quartal geht hervor, dass das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt kurzfristige Schulden in Höhe von 271 Millionen Euro hatte. Dem standen frei verfügbare Zahlungsmittel in Höhe von knapp 90 Millionen Euro gegenüber.

Offen blieb zunächst, wie ein Sanierungskonzept und somit eine Lösung für die Gläubiger aussehen soll. Nach Ansicht von Insidern könnte etwa eine Umwandlung von Gläubigeransprüchen in Aktien eine Möglichkeit sein. Eine Unternehmenssprecherin sagte, Centrotherm wolle sich nicht an Spekulationen beteiligen. Möglicherweise könne es bei der für den 9. August geplanten Vorlage der Halbjahreszahlen mehr Informationen geben.

Centrotherm leidet unter der Krise in der Photovoltaikbranche. Viele Kunden können sich derzeit keine Investitionen in neue Maschinen leisten, so dass auch die Maschinenbauer in Mitleidenschaft gezogen werden. In den vergangenen Monaten mussten mehrere Solarhersteller Insolvenz anmelden, darunter der frühere Marktführer Q-Cells. Als ein Auslöser gilt der Preisdruck durch Billig-Konkurrenz aus China und sinkende Subventionen für die Branche.

Dies mache auch für Centrotherm weitere Kapazitäts- und Kostensenkungen nötig, teilte das Unternehmen mit. Inwieweit weitere Arbeitsplätze betroffen sind, konnte die Sprecherin am Mittwoch noch nicht sagen. Zur Jahresmitte ist die Zahl der Mitarbeiter bereits auf 1.400 zurückgegangen, Ende 2011 hatte Centrotherm noch 1.900 Beschäftigte. (dpa)
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